Am Anfang war ein Zaun oder zumindest der Wunsch danach: Die Walt-Disney-Grundschule und die integrierte Liebig-Sekundarschule in der Berliner Gropiusstadt äußerten diesen gegenüber der Bezirksverwaltung – zu konfliktbeladen war die räumliche Konfrontation beider Institutionen im „Problembezirk“ südliches Neukölln. Doch statt einer Segregation der Schüler setzte die Verwaltung auf deren Förderung: Seit mittlerweile sieben Jahren arbeitet eine Taskforce aus Schul-, Kita-, Senats- und Bezirksvertretern, Eltern und der Wohnungsgesellschaft degewo an der Transformation des schmetterlingsförmigen Areals mit Schulen, Stadion und Schwimmbad zum Bildungsstandort in der Gropiusstadt – Kennname „Campus Efeuweg“.
Neben der Zusammenführung beider Schulen zu einer Gesamtschule, dem Ausbau des Oberstufenzentrums Lise Meitner oder der Einrichtung des Jugendclubs UFO soll hier nach Vorbild des Hamburger Pilotprojektes auch ein Zentrum für Sprache und Bewegung (ZSB) entstehen. Einen nichtoffenen Wettbewerb um den Neubau dieser integrativen, das Erlernen von Sprache durch körperliche Bewegung fördernden Einrichtung lobte das Land Berlin, vertreten durch den Bezirk Neukölln im September 2017 aus. Unter 17 Einreichungen, die in Plänen, Schnitten, Ansichten und Modellen präsentiert wurden – Renderings waren nicht gefordert –, vergab die Jury unter Vorsitz von Jost Haberland folgende Preise:
- 1. Preis (8.000 €): AFF Architekten mit Stefan Bernard Landschaftsarchitekten (beide Berlin)
- 2. Preis (6.500 €): Heydorn Eaton mit Guba Sgard Landschaftsarchitekten (beide Berlin)
Anerkennungen (je 2.500 €):
- (se)arch (Stuttgart) mit Sima | Breer Landschaftsarchitektur (Winterthur)
- Chestnutt Niess (Berlin) mit Bauer Landschaftsarchitekten (Karlsruhe)
Als einer der wenigen Beiträge zeigt der Siegerentwurf keinen rechteckigen Grundriss: Zum rückseitigen Schulhof bildet der Vorschlag von AFF Architekten eine klare Kante, zum Efeuweg und zur Lipschitzallee öffnet er drei verschieden große Freiräume. Die geforderten 1.120 Quadratmeter Nutzfläche teilen die Architekten in ein flexibel zur Bewegung nutzbares Erdgeschoss mit zuschaltbarem Musiksaal und ein Obergeschoss mit Seminar- und Kursräumen. Metallschindeln decken Dach und Fassade und schaffen einen einheitlichen Eindruck bei bewegter zackiger Form. Die Jury attestierte den Architekten eine gelungene Umsetzung des Leitbildes Stadt in der Stadt.
Ziel ist, dass sich Schüler und andere Nutzer mit dem Campus identifizieren, sagte Neuköllns Bezirksbürgermeisterin
Franziska Giffey zur Eröffnung der ausgestellten Wettbewerbsergebnisse am Dienstag. Die Umsetzung des Vorschlags von AFF sei ein großer Schritt auf diesem Weg. Besonders glücklich zeigte sie sich darüber, dass der Bau den Campus nun endlich um das gewünschte, 166 Quadratmeter fassende Café und den offenen Platz erweitere. Der Siegerentwurf bilde einen würdigen Eingang zum gesamten Campus, sagte
Maria Berning, Leiterin des Referates Städtebauförderung/Stadterneuerung. Das ZSB ist eines von fünf Berliner Projekten, die im Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert werden. Von Bund und Land gibt es für den Neubau bis 2021 insgesamt 5,85 Millionen Euro.
(kms)
Zum Thema:
Alle Einreichungen sind bis Dienstag, 27. Februar in den Räumen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ausgestellt.
Ausstellung: bis 27. Februar 2018, Mo bis Fr 12–18 Uhr
Ort: Raum 560, Württembergische Straße 6, 10707 Berlin
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