Die Familie Schöpflin aus Lörrach gehörte zu den Pionieren des Versandhandels mit Textilien, und im richtigen Moment gab sie ihr Unternehmen an Quelle ab. Das Vermögen konnte dadurch zur Basis für andere wirtschaftliche Unternehmungen werden, während Quelle selbst heute längst nicht mehr als eigenständiges Unternehmen existiert. Die dritte Generation der Schöpflins ging von Beginn an eigene Wege und fand unter anderem in den USA nicht nur unternehmerischen, sondern auch künstlerischen Erfolg. Heute leben Hans Schöpflin, Heidi Junghanss und Albert Schöpflin wieder in Deutschland und haben einen Teil ihres Vermögens in eine gemeinsame Stiftung eingebracht. Diese entwickelt unter anderem in Lörrach-Brombach ein gemischtes Zukunftsquartier. Nun sind auch in Berlin zwei Neubauten mit gemeinnützigem Programm geplant. AFF Architekten konnten im vergangenen Herbst ein entsprechendes kooperatives Verfahren für sich entscheiden, das vom Berliner Büro Keller, Elles & Kollegen organisiert wurde. Das Ergebnis im Überblick:
- 1. Preis: AFF Architekten, Berlin
- 2. Preis: ARGE Klaus Block + Studio Kubik, beide Berlin
- 3. Preis: 2D+, Berlin
Der Standort für das geplante Projekt befindet sich direkt an der Hermannstraße auf dem heutigen evangelischen Friedhof Jerusalem V, der in den nächsten Jahrzehnten in mehreren Phasen entwidmet wird. Mehrere weitere gemeinnützige oder genossenschaftliche Projekte sollen hier entstehen. Die Planungsaufgabe bestand aus einem Realisierungsteil für die von der Schöpflin Stiftung getragene Spore Initiative und einem Ideenteil für das künftige Haus des gemeinnützigen Journalismus. Die
Spore Initiative widmet sich der Beziehung von Alltag, Kultur und Natur und will nach Wegen suchen, um diese in Einklang zu bringen. Das Programm umfasst die Büros der Initiative und verschiedene öffentliche Einrichtungen wie Seminar- und Ausstellungsräume, Auditorien, eine Kreativwerkstatt und eine Bibliothek.
AFF gliedern die Funktionen in einem mehrfach verspringenden Backsteinkörper mit gläsernem Erdgeschoss, der die erhaltenen Lichtmasten in der früheren Einflugschneise des Flughafen Tempelhof erkennbar belässt. Zum künftigen Quartier auf der Rückseite öffnet sich das Volumen, und auch eine großzügige Terrasse ist geplant. Im Inneren trifft der Backstein auf viel Beton und eine sichtbare Stahlbetonkassettendecke, was an die späte Moderne denken lässt. Das zweite, etwas größere Volumen für das Haus des gemeinnützigen Journalismus ist als Bau aus gelbem Ziegelstein skizziert, das zusammen mit dem Sitz der Spore Initiative den historischen Friedhofseingang rahmt. Die Jury unter Vorsitz von
Julia Tophof, der ferner
Jakob Lehrecke,
Roland Kuhn und Hans Schöpflin angehörten, lobte die Materialität und die Multifunktionalität des Entwurfs und fand insbesondere Gefallen an der großen Dachterrasse.
Im Gegensatz zum Gewinnerprojekt arbeiten die zweit- und drittplatzierten Entwürfe mit dem im Kontext Natur offensichtlicheren Material Holz. Die ARGE Klaus Block + STUDIOKUBIK konzipiert ein eher monolithisches Volumen mit pointiert gesetzten Fenstern, während 2d+ stockwerksweise zwischen Offen- und Geschlossenheit variieren. Die zusätzlichen am Verfahren beteiligten Büros waren Anderhalten Architekten, Atelier ST, Augustin und Frank und
Thomas Kröger. Der Baubeginn für das Spore-Haus soll zeitnah erfolgen, für das zweite Haus ist ein weiterer Wettbewerb in Vorbereitung.
(sb)
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