Weit, weit draußen im Hamburger Osten, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, Felder und Marschlandschaft breit machen und man sich fast schon in Schleswig-Holstein wähnt, soll auf derzeit verpachteten Flächen der Stadt Hamburgs 105. Stadtteil entstehen. Und was für einer. „The Connected City“ heißt der Masterplanentwurf für das 124 Hektar große Areal in Hamburg-Oberbillwerder, den das dänisch-niederländisch-deutsche Planungsteam rund um das Kopenhagener Büro ADEPT entwickelt hat. Sie waren im Mai als Sieger aus einen wettbewerblichen Dialog hervorgegangen.
Es sei „eines der ehrgeizigsten Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs“, wie die Verantwortlichen der Hansestadt schreiben. Betreut wird es von der IBA Hamburg GmbH, die seit dem Ende der IBA 2013 in ihrer neuen Rolle als Stadtentwicklungsgesellschaft derzeit zehn Gebiete in ganz Hamburg entwickelt. Oberbillwerder, zwischen Allermöhe und Bergedorf gelegen, soll dabei ein Modellstadtteil „Active City“ mit den Leitlinien Gesundheit, Ernährung und Sport werden. Das Stadtteilentwicklungsprojekt ist als gemischtes Quartier für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Einkommen, Alter und Lebenslage gedacht. 7.000 Wohnungen und 5.000 Arbeitsplätze sowie ein Bildungscampus mit Stadtteilschule und Gymnasium, zwei Grundschulen, 14 Kindergärten und bis zu 14 sozialen Einrichtungen sollen gebaut werden. Geplant ist, die einzelnen Bauprojekte sowohl an private, als auch an städtische Bauträger, Genossenschaften und 20 Prozent an Baugemeinschaften zu vergeben.
ADEPT setzen das zusammen mit Karres en Brands Landschaftsarchitekten (Hilversum) und Transsolar Energietechnik (Stuttgart) derart um, dass sie die künftige Stadtstruktur an den ursprünglichen, linearen Entwässerungsgräben der Felder orientieren. Den Auftakt zum Quartier, das sich von der S-Bahnstation nach Norden ausbreitet, macht eine gläserne Markthalle, an die sich das Bahnquartier mit Nahversorgung, Gastronomie und Schwimmbad anschließt. Schul- und Kitastandorte liegen entlang eines Grünzugs, sodass sie autofrei sind.
Im Osten ist ein großer Aktivitätspark als öffentliche Sportanlage, im Westen ein sogenannter Blauer Sportpark geplant, der bei Starkregen geflutet werden kann. Zur Reduzierung des Verkehrs sind Mobilitätsstationen und City Hubs für die Anlieferung von Waren oder Paketen vorgesehen. Der Verkehr wird über eine Ringstraße geführt, geparkt werden soll in Quartiersgaragen. Für Fußgängerinnen und Radfahrer sind, um Oberbillwerder mit den angrenzenden Stadtteilen zu vernetzen, mehrere Bahndammdurchstiche sowie eine Brücke zum Skatepark in Neuallermöhe geplant.
Die Masterplanentwicklung, die laut IBA Hamburg „eine enorme Relevanz für die weitere gesamtstädtische Entwicklung der Hansestadt“ hat, entstand in einem zweiphasigen, kooperativen Planungsprozess, an dem neben der IBA und mehreren Hamburger Behörden viele lokale Akteure, Stadt- und Landschaftsplanerinnen und Bürgerinnen beteiligt waren. Für die Wahl des Siegerentwurfs waren neben dem städtebaulichen Konzept auch überzeugende Nachhaltigkeits-, Entwässerungs- und Verkehrskonzepte gefragt.
Zwölf Planungsteams hatten sich mit dieser Aufgabe auseinandergesetzt, am Ende setzten sich ADEPT gegen Ammann Albers (Zürich) mit HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten (München), De Zwarte Hond (Groningen) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn) und die Arbeitsgemeinschaft aus KCAP (Rotterdam), Kunst+Herbert Büro für Forschung und Hausbau (Hamburg), gmp (Berlin), WES LandschaftsArchitektur (Hamburg) und Arup (Berlin) durch. Bis Ende 2018 soll aus dem Siegerentwurf der endgültige Masterplan für die Modellstadt Oberbillwerder entwickelt werden. (kat)
Visualisierungen: ADEPT, Fotos: IBA Hamburg
Zum Thema:
www.oberbillwerder-hamburg.de
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