RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-ADAC-Hauptquartier_von_Sauerbruch_Hutton_in_Muenchen_2435011.html

24.01.2012

Amöbe und Turm

ADAC-Hauptquartier von Sauerbruch Hutton in München


München hat einen neuen, bunten „Hingucker“: Die neue ADAC-Zentrale an der Hansastraße bleibt zwar mit ihrem knapp 93 Meter hohen Turm unter der 100-Meter-Marke, die ein Bürgerentscheid 2004 zum Maß aller Dinge in München erklärt hat, zieht aber mit ihrer farbigen Fassadengestaltung dennoch alle Blicke auf sich.

Den Wettbewerb zur Gestaltung dieses innerstädtischen Ensembles mit satten 130.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche hatten Sauerbruch Hutton (Berlin) schon 2004 gewinnen können (siehe BauNetz-Meldung). Schon damals konnten sie mit einer städtebaulichen Figur überzeugen, die zur Hansastraße hin ein mit fünf Geschossen relativ niedriges Sockelgebäude und den hohen, weithin sichtbaren Büroturm zur Bahntrasse nach Nordosten hin positioniert. Auf den obersten Geschossen des Turms prangt das knallgelbe ADAC-Logo und lässt uns hier ein wenig an das gute, alte Lesezeichen-Logo der Bauwelt denken. In München allerdings entwickeln Sauerbruch Hutton aus dem gelben Logo ihr wiedererkennbares Farbspiel mit insgesamt 22 verschiedenen Gelb- und Orange-Tönen, die sich wie ein Mosaik über die gesamte, etwa 30.000 Quadratmeter große Glasfassade der 18 Hochhausgeschosse verteilen. Die fünf Sockelgeschosse bleiben hingegen mit lang gestreckten Fensterbändern und grauen Putzflächen betont zurückhaltend. Der Turm leuchtet so umso strahlender, wenn man aus dem Straßenraum hinauf blickt.

Schwungvoll abgerundete Ecken haben allerdings beide, Sockel und Turm. Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton spielen also auf der Klaviatur ihrer bekannten Elemente und kombinieren hier ihr Interesse an Farben mit den amöbenhaften Formen. Auch die spielerische Auskragung, die zwischen Turm und Sockel entsteht und die Gebäudeteile wie riesige Bauklötze wirken lässt ist, ein bereits vom GSW-Hochhaus in Berlin bekannter Trick.

Nun ist das Bewährte in einer neuen Kombination aber nichts Schlechtes, und so freut sich der Münchner Merkur bereits über „Münchens neues Wahrzeichen“. Nicht so viel Grund zur Freude haben hingegen Bauherr und Architekt, die inzwischen über die Anwälte miteinander reden. Grund: Der ADAC hatte sich bereits Ende 2005 von seinem Generalplanerteam getrennt, woraufhin die Architekten die GU-Ausschreibung übernahmen und eine Kostenüberschreitung feststellten. Das Budget wurde angepasst, dennoch entschied sich der Bauherr 2008, mit einem Bauunternehmen eine neue Projektgesellschaft zu gründen. „Das führte zu unüberbrückbaren Konflikten“, so schreiben es die Architekten.

Anders als in der Tagespresse dargestellt, sind Sauerbruch Hutton aber 2009 nicht gekündigt worden, sondern haben den Generalunternehmer-Vertrag selbst aufgelöst. Der Bauherr spricht nun von einer Kostensteigerung von 230 auf 320 Millionen Euro; die Architekten zweifeln allerdings, dass die Zahlen vergleichbar sind. „Uns wurde leider bisher nicht erläutert, wie diese neue Zahl zustande kam“. Eine Entscheidung des Landgerichts München steht noch aus.

An der Realisierung waren die Architekten also schon seit zwei Jahren nicht mehr beteiligt, dennoch scheint der Bau weitgehend nach ihren Plänen fertig gestellt zu sein. Am 23. Dezember 2011 war der Umzug aller 2.400 Münchner ADAC-Mitarbeiter bereits abgeschlossen, dennoch wird die neue Zentrale in Sendling erst am 22. März 2012 feierlich eröffnet. Ob die Architekten auch eingeladen werden?


Download:

Die offizielle Stellungnahme von Sauerbruch Hutton (pdf)

Auf Karte zeigen:
Google Maps


Zu den Baunetz Architekt*innen:

sauerbruch hutton


Kommentare:
Kommentare (3) lesen / Meldung kommentieren


Alle Meldungen

<

25.01.2012

Was bleibt von der Kulturhauptstadt?

Forum Stadtbaukultur in Dortmund

24.01.2012

Giebel, Dachhaut, Gasse

Bank von Braunfels in Gifhorn eröffnet

>
BauNetz Themenpaket
Die meistgelesenen Meldungen 2024
BauNetz Wissen
Mit Schablonen gedeckt
baunetz CAMPUS
ifi in der Findungsphase
Baunetz Architekt*innen
Snøhetta
BauNetz Special
BAU 2025