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24.08.2023

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Filmtipp: Architektur für die Sinne

7 Kapellen im Schwäbischen Donautal


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Wenn Architekturfotografie mit sinnlicher Dokumentarfilmkunst und eigens komponierter Musik verschmilzt, dann entsteht ein Werk wie 7 Kapellen. Die nicht-narrative Dokumentation zeichnet eine ganz eigene Form des Architekturfilms. Die Absicht liegt wie immer darin, das Wesen der gebauten Werke einzufangen. Doch die Art und Weise, wie das gelingt, hat man so bisher selten gesehen.

Als „Experiment“ bezeichnet die Porträtfotografin und Filmemacherin mit irischen Wurzeln Orla Connolly die Ursprungsidee zum Film. Zusammen mit Jens Weber, der als Architekturfotograf im gemeinsamen Studio in München arbeitet, machten sie sich über vier Jahre lang wiederholt auf die Reise ins Schwäbische Donautal rund um Dillingen, nördlich von Augsburg.

Die vermeintlichen Protagonistinnen des Films sind die dort verorteten sieben Kapellen aus Holz, die im Zeitraum von 2018 bis 2020 auf Initiative des regionalen Heimatpflegers Peter Fassl entstanden sind. Finanziert von der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung wurden sie entlang von Radfernwegen errichtet. Eindrücklich fängt die Linse die Werke der Architekten Frank Lattke (Augsburg), Volker Staab vom Büro Staab Architekten (Berlin), Alen Jasarevic (Mering), Christoph Mäckler (Frankfurt am Main), Hans Engel (Augsburg), Wilhelm Huber (Betzigau) und John Pawson (London) ein.

Doch die wahren Protagonistinnen dieses Films sind die Landschaft und Natur, die Jahreszeiten, Menschen und Atmosphären und all die leise flirrende Welt, die sich rund um die sakralen Bauwerke entfaltet. Lange Einstellungen der Kapellen selbst, aus vielen verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Detailgraden, ähnlich der Architekturfotografie in höchster Perfektion eingefangen, bilden den Rahmen des Geschehens. Die lebendige Umgebung, die Interaktion mit den Menschen sowie Zufallssituationen entfalten schließlich eine ganz eigene, filmische Kraft. Mal ist die Kapelle ein spiritueller Ort, mal wird sie zum Schutzraum, mal wird sie mit allen Sinnen erkundet.

Was sich bewegt, ist nur selten die Kamera, sondern eher mal ein Schatten, eine Person oder auch nur ein Blatt. Selbst der Kuckuck erhält ein eigenes Solo. Und man schaut gespannt zu. Denn trotz seines meditativen und kontemplativen Duktus’ bleibt der Film zu jedem Zeitpunkt kurzweilig.

Die Bilder werden von minimalistischen Klängen des Künstlers Wolfram Oettl untermalt, der sie eigens für den Film komponierte. Gespielt hat sie der Musiker auf einem Hammerklavier, das speziell auf ganzzahlige Frequenz-Proportionen gestimmt wurde. Diese gelten in der Philosophie, Theologie und Musiktheorie als Darstellung der kosmischen Harmonie – nur wenig wird hier dem Zufall überlassen.

Doch die Architektur-, Menschen- und Materialstudie richtet den Blick fern einer überhöhten Symbolik vielmehr subtil auf die Bedeutung der Natur, was spätestens in der Kapelle von Gundelfingen deutlich wird. 7 Kapellen ist einer jener Architekturfilme, die man immer wieder anschauen kann, um neue Details zu entdecken.

Text: Sabina Strambu

7 Kapellen
Orla Connolly & Jens Weber
Deutschland, 2023
87 Minuten


Die nächsten Vorführungen gibt es im Open Air Kino in Wertingen am Montag, den 28. August und Donnerstag, den 31. August, jeweils um 20.30 Uhr. Am Sonntag, den 17. September findet im Thalia Kino in Augsburg eine Matinee sowie ein Q&A mit den Filmemacher*innen statt. Weitere Vorführungen in München, Ulm und Heilbronn sind in Planung.


Video:



Zum Thema:

Hier geht es zur Website der Sieben Kapellen im Schwäbischen Donautal. Eine Film-Website ist im Aufbau.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

MichaF | 25.08.2023 17:06 Uhr

Ich hab 5 von den Kapellen schon vor Ort besucht. Und ich finde das sind alles schöne und gelungene Projekte. Sie laden zum Verweilen ein und man kommt eigentlich immer mit anderen Leuten ins Gespräch. Zudem stehen sie in wirklich schöner Landschaft und Umgebung. Ein Besuch lohnt sich also immer (selbst als Hauptstädter).

Es ist einfach so, wie der Kunsthistoriker Waldemar Januszczak über die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen sinngemäß sagte:
It is amazing, how religion manages to create SOMEWHERE out of NOWHERE.

3

Peter | 25.08.2023 13:34 Uhr

Tolles Projekt!

Zu den Vorrednern: "Für was braucht es sieben Kapellen?", "Wo bleiben die Kapellen in den Städten…?"

Es ist ermüdend diese ewige Nörgelei lesen zu müssen. Man könnte genauso umgekehrt fragen: Warum sollte es nur (gute) Architektur in den Städten geben? Oder: Warum braucht es überhaupt Sakralbauten?

Zum Glück ist diese Welt nicht so eindimensional und es gibt noch Menschen, die über ihren Tellerrand hinausschauen!

2

kein | 25.08.2023 11:15 Uhr

christ

für was braucht es sieben von den kleinen architekten-spielzeugen?
ich kann mir die endlosen besprechungen der bauherrschaft mit den architekten vorstellen, aber für geld....

1

stauBmeier | 24.08.2023 18:43 Uhr

Das ist ja nur schön.

Mei, wie langweilig und schrecklich selbstverliebt.

Die Chapelle von Mäckler treibt mir zudem Lachtränen aus den Augen.

Wo bleiben die Kapellen in den Städten, da wo die Tafeln Lebensmittel verteilen können?

 
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Filmstill mit der Kapelle in Ludwigschwaige von Alen Jasarevic

Filmstill mit der Kapelle in Ludwigschwaige von Alen Jasarevic

Filmstill an der Kapelle in Kesselostheim von Staab Architekten

Filmstill an der Kapelle in Kesselostheim von Staab Architekten

Filmstill an der Kapelle in Oberbechingen von Frank Lattke

Filmstill an der Kapelle in Oberbechingen von Frank Lattke

Filmplakat „7 Kapellen“

Filmplakat „7 Kapellen“

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