Bereits im Mai dieses Jahres präsentierten die Bayerischen Motorenwerke und die an der Entscheidung beteiligte Landeshauptstadt München stolz ihre Pläne für eine Umbaumaßnahme rund um das Werksgelände von BMW im Münchner Stadtteil Milbertshofen-Am Hart. Als „zukunftsweisende Vision für urbane Produktion“ wird das Ergebnis des nichtoffenen interdisziplinären Planungswettbewerbs angekündigt. Schon im Februar kristallisierten sich die Entwürfe von 3XN (Kopenhagen) und OMA (Rotterdam) als gleichwertige Erstplatzierte heraus, woraufhin sich die beiden Büros für eine gemeinsame Weiterentwicklung ihrer Pläne entschieden. Die Ideen bilden die Basis für die Ausarbeitung eines Masterplans.
Das seit rund 100 Jahren angewachsene Stammwerksareal im Münchner Norden ist zwar gesäumt von einer illustren baulichen Struktur, präsentiert sich selbst aber bislang als verschlossene, undurchdringbare Einheit auf rund 50 Hektar Fläche. Repräsentatives Merkmal an der Südgrenze des Areals ist das Vierzylinder-Hochhaus von Karl Schwanzer. Ebenso im Jahr 1972 zog am Oberwiesenfeld die bahnbrechende Olympiaarchitektur von unter anderem Behnisch & Partner, Frei Otto und Günther Grzimek ein, daneben und nur durch die Lerchenauer Straße vom BMW-Gelände getrennt steht das Olympiadorf von Heinle Wischer und Partner. Dazwischen zwängt sich seit 2007 der effektsuchende Entwurf von Coop-Himmelb(l)au für die BMW-Welt, und nun sollen also zwei weitere große Namen die Parade mitgestalten. 3XN bauen bereits im Olympiapark eine neue Sportarena, die immer mehr Konturen annimmt. Für Rem Koolhaas und das Office für Metropolitan Architecture wird es der erste große Wurf in der bayerischen Landeshauptstadt.
Die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen lassen sich derzeit noch vage erkennen. Sie gehen einher mit einer „Transformation des Werks München in Richtung der Elektromobilität“, umfassen „den Bau neuer Montage-Logistikhallen und eines neuen Karosseriebaus“. Von „Strukturoptimierungen“ und den „damit verbundenen Produktionsprozessen“ ist die Rede, von Nachhaltigkeit als zentralem Bestandteil des Vorhabens ebenso. Baulich sehen die Pläne eine Öffnung des Werksgeländes zum urbanen Umfeld vor, die Schaffung von öffentlichem Raum im Norden des Areals, neue Passagen, begrünte Dächer und transparente Fassaden etwa für Einblicke in die Automobilproduktion. Ebenso Teil der Vision ist ein neuer Haupteingang zur Lerchenauer Straße als „Brückenschlag zum Olympiapark“.
An der Wettbewerbsentscheidung waren neben dem Juryvorsitzenden Erasmus Eller, weiteren Vertreter*innen aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung sowie Vorstandsmitgliedern von BMW auch Oberbürgermeister Dieter Reiter und Stadtbaurätin Elisabeth Merk beteiligt. Interessant bleibt im Zusammenhang mit der umfassenden Transformation des Werksgeländes auch ein Blick auf aktuelle Bestrebungen von BMW, noch tiefgreifender in die Stadtstruktur einzugreifen. Denn der Automobilhersteller will einen Zubringer zur Autobahn 99 als bessere Verkehrserschließung des innerstädtischen Produktionsgeländes verwirklichen lassen, was nicht bei allen Betroffenen auf positive Resonanz stößt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. (sab)
Auf Karte zeigen:
Google Maps