Ein Kommentar von Friederike Meyer
Die 36 nominierten Projekte für den Internationalen Hochhaus Preis 2018 stehen fest. Diese wurden aus sage und schreibe 1.000 neuen Hochhäusern weltweit ausgewählt. Das hat das Deutsche Architekturmuseum DAM in Frankfurt am Main gestern mitgeteilt. Seit 2004 verleiht das DAM den Preis alle zwei Jahre gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main und der DekaBank Deutsche Girozentrale. Vor zwei Jahren gewannen BIG mit ihrem innovativem New Yorker Projekt VIA 57 West.
Die Organisatoren machen es richtig. Die Museumsmitarbeiter recherchieren umfassend und entsprechend den Anforderungen des Preises, damit das Ergebnis auch wirklich repräsentativ ist für seinen internationalen Anspruch. Die Auslober warten also nicht bis sich jemand auf eine Ausschreibung bewirbt. Denn vor allem die großen Büros, die global tätig sind und bei einem internationalen Hochhauspreis angesprochen werden, haben derzeit oft besseres zu tun, als sich für Preise zu bewerben. Zu viele Preise gibt es inzwischen, zu oft sollen sie einfach nur ihre Auslober schmücken, müssen die Jurys anhand von Fotos urteilen anstatt die Bauten vor Ort zu erleben. Da lockt auch die Höhe des Preisgeldes wenig.
Eine Auswahl aus 1.000 neuen Hochhäusern der letzten zwei Jahre – das klingt nach viel und zugleich nach wenig in Zeiten des Baubooms. Was ein Hochhaus ist, definiert jede kommunale Bauordnung anders. Für den Internationalen Hochhaus Preis IHP muss es mindestens 100 Meter hoch sein. Da wird man vor allem in Asien fündig. Und so wundert es nicht, dass allein neun nominierte Bauwerke in China stehen, weitere zehn in Südostasien und acht in Nordamerika. Europa ist mit fünf Bauten in Mailand, Paris, London und dem Henninger Turm von Meixner Schlüter Wendt in Frankfurt dabei. Auffällig ist auch, dass die Hälfte der Projekte von europäischen Büros entworfen wurden, weitere zehn stammen aus den USA.
Zur Nutzung – ob Büro, Wohnen oder gemischt – haben sich die Auslober in der jetzigen Stufe des Verfahrens noch nicht geäußert. Doch das wird die Jury, deren Besetzung noch nicht feststeht, hoffentlich intensiv diskutieren. Sie soll die Bauten danach bewerten, wie sie Nachhaltigkeit, äußere Form, innere Raumqualitäten und soziale Aspekte zu einem „vorbildlichen Entwurf“ verbinden. Mitte August werden die fünf Finalisten bekanntgegeben. Am 1. November wird das Siegerprojekt in der Frankfurter Paulskirche gekürt.
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André S. | 23.07.2018 09:20 UhrFurchtbar
Ich bin froh, dass wir in Europa unsere Städte noch nicht so mit diesen Hochhäusern verschandeln. Auswüchse der Überbevölkerung und des menschlichen Größenwahns auf unserem Planeten.