Aus 20 wird 21: Fast zehn Jahre stand es leer; heute wird in Wien das umgebaute „21er Haus“ wiedereröffnet. Die Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen an dem Pavillon aus der Nachkriegszeit wurden nach dreijähriger Bauzeit im September fertig gestellt. Wiederbelebt wurde der von Karl Schwanzer als temporärer Ausstellungsraum für die Weltausstellung 1958 in Brüssel errichtete Pavillon von einem seiner Schüler: dem Architekten Adolf Krischanitz.
Dieser setzt mit dem neuen 21er Haus einen denkmalpflegerischen Akzent im Schweizer Garten unterhalb des Belvedere. Seit 1962 steht der Pavillon unter dem Namen 20er Haus schon dort; der ehemalige Nutzer, das MUMOK, bespielte die Räume bis zum Umzug in das Wiener Museumsquartier 2001. Neuer Nutzer ist die österreichische Galerie Belvedere, die den Bau heute Abend im Rahmen der Vienna Art Week eröffnet.
„Hier geht es nicht um Material, hier geht es nicht um den manifesten Baukörper an sich, hier geht es vielmehr um den Raum, der durch die Hülle des 20er Hauses generiert wird“, schwärmt Krischanitz, der 2003 den Wettbewerb gewonnen und 2007 mit der Planung beauftragt wurde. Den Bezug des 21er Hauses zur Arsenalstraße hat der Architekt durch einen abgesenkten Vorbau gestärkt. Fassade – ein Zitat des bestehenden Rasters in der Hülle des 21er Hauses – und Zugangsbrücke bilden einen Zwischenraum, der das Gebäude in der Landschaft einfasst. Das Freilegen des Untergeschosses und damit die konsequente Fortsetzung der bestehenden Topologie bewirken eine gezielte Umwertung und Neubestimmung des tradierten Ortes. In der Breite des Vorhofs hat Krischanitz dem 21er Haus einen sechsgeschossigen Turm als Nachbar gestellt.
Das Gebäude selbst musste seine Monofunktion zugunsten eines offenen Museumsbaus aufgeben. Das Obergeschoss bleibt dabei als vollklimatisierte Ausstellungsfläche unterschiedlich bespielbar, während die Wechselausstellungsflächen im Erdgeschoss sich vor allem durch das Raumerlebnis der monumentalen Mittelhalle und die Sicht auf den Schweizer Garten auszeichnen. Im Untergeschoss sind die Bestände der Fritz-Wotruba-Privatstiftung untergebracht; des Weiteren befinden sich hier ein Café mit Garten, ein Skulpturenpark, Garderoben, ein Kinderatelier sowie Depotflächen und die haustechnischen Anlagen. Das Café am abgesenkten Innenhof mit Blick auf die Skulpturen von Fritz Wotruba hat Krischanitz übrigens zusammen mit dem Wiener Architekten und Kaffeehaus-Spezialisten Hermann Czech entworfen, zu dessen wichtigsten Projekten das Kleine Café (1977) und die Wunder-Bar (1975-76) in Wien zählen.
Eröffnung: Heute, 15. November 2011, 19 Uhr
Ort: 21er Haus, Schweizergarten, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Zum Thema:
www.belvedere.at
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max | 15.11.2011 17:45 Uhrprofile
vergleich bild 21/22 zeigt wieder das dilemma unseres wärmeschutz-wahns. solch schönen schlanken fensterprofile gibt es nun mal leider nicht mehr. vielleicht sollten wir uns mehr mit der lösung dessen beschäftigen als mit verrückten formen allerorten.
aber ein sehr schönes projekt!