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09.03.2017

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Hamburg legt nach

200 Meter hoher Elbtower geplant


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Die Bildpolitik beim jüngsten Vorhaben der HafenCity-Gesellschaft erinnert an einen typisch hamburgischen Zwiespalt. Einerseits ist man sehr, sehr stolz auf die eigenen Möglichkeiten, die solche Wunderwerke wie die Elbphilharmonie erlauben, andererseits neigt man aber eben auch zu einem gewissen Understatement. Und so zeigen die Visualisierung mal ein Hochhaus in seiner ganzen Stattlichkeit, mal nur eine Fernsicht, in der sich der Turm praktisch versteckt.

Dass so viel Zurückhaltung überhaupt möglich ist, sollte man angesichts der mit Superlativen gespickten Pressemeldung gar nicht glauben. In den nächsten hundert Jahren werde es in der Stadt kein solches Gebäude mehr geben, war gestern, am 8. März 2017, bei seiner Präsentation zu hören. Elbtower nennt sich das Projekt, mit dem die HafenCity an den Elbbrücken im Osten ihren Abschluss finden soll. Das langgezogene Panorama mit dem Turm ganz rechts gibt dabei die Fallhöhe vor, denn an seinem westlichen Ende ist klein die neue Philharmonie zu sehen. Um nichts weniger als ein weiteres Masterpiece geht es den Verantwortlichen – und man kann sich gut vorstellen, wie Jacques Herzog schon jetzt von einer zweiten Selbstverwirklichung im Hamburger Stadtraum träumt.

Eine Höhe von rund 200 Metern ist vorgesehen und ein Baukörper von skulpturaler Qualität. Diese Formulierung weist auf einen Umstand hin, der im ersten Moment gar nicht eindeutig erkennbar ist: Was hier präsentiert wird, ist trotz des hohen Detaillierungsgrads keineswegs ein fertiger Entwurf. So könnte der Elbtower aussehen, heißt es darum auch – denn ein Wettbewerb muss erst noch durchgeführt werden. Dass man angesichts der leichten Verdrehung des Turms unweigerlich auch an BIG denken muss, dürfte hoffentlich keine Vorentscheidung sein...

Vorgestellt wurde der Elbtower von Oberbaudirektor Jörn Walter, Bürgermeister Olaf Scholz und dem Geschäftsführer der HafenCity, Jürgen Bruns-Berentelg. Eine weitere Präsentation soll dann nächste Woche auf der MIPIM-Immobilienmesse in Cannes folgen. Schließlich sucht man noch einen privaten Bauherrn für das Projekt, das frühestens 2018 von der Bürgerschaft beschlossen werden könnte. Denkbar ist eine Mischung aus Hotel- und Büronutzung sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen, auch eine Wohnnutzung ist nicht ausgeschlossen.

Das Projekt, das wie ein naheliegender, aber doch spontaner Einfall wirkt, blickt in Wirklichkeit auf eine gewisse Geschichte zurück. Schon in den ersten Skizzen zur HafenCity hatte Volkwin Marg als östlichen Abschluss zwei Hochhäuser vorgesehen – eine Idee, die in den folgenden Planungen und Überlegungen immer wieder bestätigt wurde. Es mag einer norddeutschen Sehnsucht nach Leuchttürmen geschuldet sein, dass nun an dieser Stelle kein Ensemble, sondern nur ein einsamer Turm entstehen wird.

Explizit betonen die Verantwortlichen denn auch, dass der Turm schon allein aufgrund seiner einzigartigen Lage keine weiteren Hochhäuser nach sich ziehen wird – schließlich soll es ja bei allem Streben beschaulich bleiben in der Stadt. Rhetorisch klingt das nach einem Spagat: Man wolle, so Bürgermeister Schulz, mit dem Elbtower das „Kunstwerk Hamburg“ (Fritz Schumacher) endgültig im 21. Jahrhundert verankern, ohne etwas von der Qualität der Vergangenheit preiszugeben. (sb)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

O. No | 13.03.2017 13:06 Uhr

@remko

Oh Gott, Lüscher und intelligente Planung in einem Satz zu bringen zeugt von Cojones! Um bei männlichen Genitalien zu bleiben.

4

Andrea Palladio | 13.03.2017 09:27 Uhr

@remko

Billige Rhetorik mit obligatem Nazivergleich und modischen Genderklischees.

3

remko | 10.03.2017 21:12 Uhr

...

@Alafra: Ich laufe ständig an einem Modell der Hafencity vorbei, auf dem an derselben Stelle eine Gruppe von Hochhäusern steht. Entworfen von Volkwin Marg. Die 'Vision' von einem einzelnen Phallus als Landmarke entstammt derselben Altherrenphantasie wie der Gau-Turm von Speer. Und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der 'Dick' (Architektenjargon) in Altona oder Bilbrook steht. Es bleibt eine phantasielose, männliche Stammtischidee. Ich würde mein Jahresgehalt verwetten, dass unter einer Regula Lüscher anstatt eines Jörn Walters / Olaf Scholz die Hafencity einen intelligenteren Abschluß erhalten würde.

2

Alalfra | 10.03.2017 09:44 Uhr

Äpfel und Birnen

Sehr geehrter remko,
Es stimmt zwar, dass Hitler einst auch aus Hamburg gerne eine weitere Vorzeigestadt gemacht hätte. Mit weitreichenden Planungen wie einer Nord-Süd-Achse oder eben auch dem besagten Hochhaus. Dieses jedoch hätte in Altona entstehen sollen, also deutlich weiter westlich. Worauf zielen Sie ihrer Aussage ab? Soll in Hamburg jetzt grundsätzlich kein Hochhaus mehr entstehen weil das Dritte Reich dies irgendwann einmal ganz woanders in Erwägung zog? Ich bin jetzt nicht überzeugt von dem Hochhausgedanken der Stadt. Als erstes Argument hier jedoch wieder einmal die Speer-Keule herauszuholen scheint mir überzogen.

1

remko | 09.03.2017 16:27 Uhr

...

Prima Zeitpunkt, schließlich jährt sich der städtebauliche Entwurf für Hamburg von Albert Speer zum achtzigsten Mal. Auch er plante ein alleinstehendes (250m hohes) Gauhochhaus. Herr Marg müßte sich eigentlich noch daran erinnern. Heute würde er wahrscheinlich Gau-Tower heißen.

 
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