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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-15_Stadien_anlaesslich_der_Europameisterschaft_2024_in_Deutschland_8606114.html

06.06.2024

Die Wohnzimmer des Fußballs

15 Stadien anlässlich der Europameisterschaft 2024 in Deutschland


In „Fußball-Deutschland“ ist mal wieder vom Sommermärchen die Rede. Wir sind gespannt. Ob sich die Europameisterschaft auch für die zehn deutschen Austragungsorte als Märchen erweist, wird man nach dem Turnier bewerten müssen. Denn das Mega-Event ist für Städte nicht nur räumlich eine Herausforderung, es kostet sie auch viel. Selbst wenn für diese Fußballeuropameisterschaft der Herren kein Geld in neue Stadien investiert werden musste.

Das ist Deutschlands großes Glück in Sachen Fußball. Fans dürfen sich hierzulande über einige der besten Stadien überhaupt freuen. Der Signal Iduna Park in Dortmund etwa vereint beinahe alles, was ein guter Hexenkessel braucht: lange Tradition, steile Ränge direkt am Spielfeld, und mit seinem aufragenden gelben Dachtragwerk eine echt identitätsstiftende Architektur. Interessanterweise war es kein namhafter Architekt, der es 1974 baute, sondern das Hochbauamt Dortmund.

Natürlich gibt es viele Merkmale, die erstklassige Stadien auszeichnen. Die Form ist bestenfalls geschlossen, das Dach sollte irritierende Schattenspiele vermeiden, der Weg zur Halbzeit-Bratwurst möglichst kurz sein. Architekt*innen können all das erfüllen – und dennoch schreibt der Fußball seine eigenen Gesetze. Alles misst sich an der Stimmung bei den Spielen. Schaut man sich etwa Old Trafford in Manchester oder Anfield in Liverpool an – zwei der legendärsten europäischen Stadien – muss man konstatieren, dass Ästhetik hier anders definiert wird. Die beiden Werke des schottischen Stadion-Großbaumeisters Archibald Leitch zeigen aber auch, dass Fußballarenen mehr als viele andere Typologien gewachsene Gebilde sind. Jahrzehnt für Jahrzehnt werden sie um neue Elemente, Ränge oder Funktionen ergänzt. Derzeit packt beispielsweise gmp das Madrider Estadio Santiago Bernabeu in eine metallische Medienfassade ein.

Nicht immer sind solche baulichen Anpassungen gewünscht. In München diskutierte man um die Jahrtausendwende lange über einen fußballgerechten Umbau des Olympiastadions von Günter Behnisch und Frei Otto. Letztlich schien ein architektonisch und sportlich zufriedenstellender Umbau aber nicht möglich. Stattdessen schufen Herzog & de Meuron einen Vorreiter des zeitgenössischen Stadionbaus – in dem übrigens am 14. Juni das Eröffnungsspiel der EM 2024 zwischen Deutschland und Schottland ausgetragen wird.

Wer dafür keine Tickets ergattern konnte, kann sich mit der Publikation Fußball Wunder Bauten vertrösten. Das (inzwischen leider vergriffene) Buch kombiniert die Begeisterung für Architektur mit all den emotionalen Geschichten aus den Wohnzimmern des Fußballs. Oder Sie werfen einen Blick in unsere Auswahl europäischer Stadien aus dem BauNetz-Archiv. (mh)

Bild: Stadion in Bordeaux von Herzog & de Meuron. Foto: Francis Vigouroux



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