Wohnen und Arbeiten unter einen Hut zu bekommen, ist nicht nur eine der täglichen Herausforderungen im Erwachsenen-Alltag, es ist auch eine Aufgabe in der Architektur geworden. Vor dem Hintergrund, dass in den immer dichter werdenden Stadträumen immer weniger Platz für Projekte jenseits der gängigen Investorenarchitektur frei zu sein scheint, entwickeln sich gerade in den städtebaulichen Nischen spannende Ansätze, Wohnen und Arbeiten zu verbinden.
Der Kölner Architekt
Wolfgang Zeh beweist mit seinem Entwurf für ein schmales Haus, dass auch in der kleinsten Baulücke ein ungewöhnliches Konzept seinen Raum finden kann. Auch Baugruppen und Genossenschaften gehen hier neue Wege und zeigen Möglichkeiten auf, wie etwa das in Bern umgebaute Atelierhaus von
Holzhausen Zweifel Architekten und das als Forschungsprojekt angelegte Wohn- und Atelierhaus in Basel von
Degelo Architekten, das ohne teure Heizungsanlage auskommen und damit bezahlbar bleiben soll. In Berlin beweisen das integrative Wohnprojekt von
Christoph Wagner Architekten, das ein Cafe betreibt, um einen Teil der Miete zu erwirtschaften, oder das Wohn- und Atelierhaus von
ifau und Heide & von Beckerath sehr eigene Möglichkeiten auf. Das Baugruppenhaus für kulturelles Gewerbe - genannt FRIZZ von
Deadline Architekten liegt dem Ibeb direkt gegenüber. Und das Terrassenhaus von
Arno Brandlhuber in Berlin Wedding zeigt nicht nur eine ungewöhnliche Bauform, sondern auch eine ungewöhnliche Organisation des Innenraums und folglich auch des Arbeitsalltags.
Ein Klassiker ist das vom Zürcher Büro
Müller Sigrist Architekten über einer Trambahnabstellhalle gebaute Wohn- und Gewerbeprojekt der Genossenschaft Kalkbreite in Zürich, das seit 2014 eine ökologisch und sozial hochambitionierte Anlage für 230 Bewohner mit 200 Arbeitsplätzen vorhält. Viel Neues entsteht derzeit auch in Wien: Im gerade im Bau befindlichen Sonnwendviertel sind mit Projekten von
feld 72 und
Studio Vlay Streeruwitz gleich zwei lokal sogenannnte Quartiershäuser entstanden, die auch Gewerbeflächen bereithalten, im ersteren Fall sogar ein Tanzstudio. Und zuletzt der Blick aufs Land, wo
Graux und Baeyens mit einem Atelierhaus, das sie einem Wohnbau vorlagerten, auch neue Wege gehen.
(tl)
Teaser: Wohn- und Atelierhaus in Basel von Degelo Architekten, Foto: Barbara Bühler