Alles ist im Flow – vor ein paar Jahren kursierte in der Wirtschaft überall das Wort „Start-Up“ und die Forderung, diese Neugründungen öffentlich zu fördern. Heute interessieren Unternehmen, die bereits gestartet sind und in der Adoleszenzphase ihrer Entwicklung stecken. Die Stadt Karlsruhe plant, für jene jungen Firmen ein Business-Quartier zu errichten „die der Existenzgründungsphase bereits entwachsen sind“, so der Direktor der Wirtschaftsförderung Karlsruhe, Michael Kaiser. Bis zu acht Jahren sollen sich 20 bis 25 gefestigte oder aufsteigende Firmen in Karlsruhe zu einem reduzierten und stabilen Mietpreis niederlassen können. Auf dem Gelände eines alten Schlachthofs, wo vor ein paar Jahren bereits ein Zentrum für Start-Ups gebaut wurde, soll für dieses Vorhaben nun ein Neubau mit über 2000 Quadratmetern Büro- und Arbeitsfläche entstehen.
Stabilität beim Mietpreis, Flexibilität von Architektur – Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten könnten das neue Businessquartier in Karlsruhe bauen. Ihr Entwurf, im Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet, setzt dabei voll auf Anpassungsfähigkeit: „Bei spezifisch formalen Vorstellungen haben wir uns zurückgehalten“, sagt Liza Heilmeyer im Interview mit dem Lokalblatt ka-news zum Projekt. Stattdessen haben die Stuttgarter Architekten ein „robustes Gerüst” entwickelt, „das mit der Nutzerschaft wächst und deren Identität mit annimmt.“ Wie ein Regal mit Fächersystem wird dieses robuste Gerüst sich auf dem Gelände des Alten Schlachthofs zeigen. Zu einem einheitlichen Gitter werden die Architekten die Front gestalten, in dessen tragende Struktur sie große Fensterflächen setzen möchten.
Der Entwurf von Birk Heilmeyer und Frenzel ist soeben als Sieger aus einem VOF-Verfahren hervorgangen, den der Finanzier des gesamten Vorhabens, die Karlsruher Fächer GmbH und Co. Stadtentwicklungs KG (KFE), ausgelobt hat. Die Entscheidung der Jury soll „fast einstimmig“ gewesen sein, wird der Karlsruher Bürgermeister Michael Obert auf ka-news.de zitiert. Unter Vorsitz von Jórunn Ragnarsdóttir (Lederer Ragnarsdóttir Oei) hat das Preiskomitee aus 18 Einreichungen noch die Entwürfe von Wulf Architekten (Stuttgart) mit dem zweiten Platz und von der Arge Matern/Haug + Schmidtler/Reich + Seiler (Karlsruhe) mit dem 3. Platz gewürdigt.
Gesamtkosten bis zu acht Millionen Euro sind für die Realisierung des Gewinnerprojekts angesetzt. Das Verfahren soll im November abgeschlossen sein, Ende 2017 soll das neue Businesszentrum fertiggestellt sein. Dann kann es losgehen mit den jungen Wirtschaftswundern. (sj)
Auf Karte zeigen:
Google Maps
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
Alexander Schwenk | 11.10.2015 15:15 UhrAltbauten in Karlsruhe
Klingt erst einmal gut. Am Entwurf ist auch nichts falsch. Und das Schlachthofareal in Karlsruhe scheint ja auch ein richtiges Erfolgsmodell zu sein. Gleichzeitig erinnere ich mich noch gut an meine Studentenzeit in Karlsruhe. Da hat man sich immer gefragt, und das frage ich mich heute auch: Wieso schlägt Karlsruhe nicht mehr Kapital aus den wunderschönen Altbauten in den Innenstadtbezirken und betreibt stattdessen Stadtverdichtung weit draußen? Bin mir sicher einige Gründer hätten auch nichts gegen eine fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt.