11.10.2016

Campamento Mesana

Albtraum in traumhafter Lage?

In den Hügelketten oberhalb der Altstadt Valparaísos haben in den vergangenen 30 Jahren über 10.000 Familien, die nicht imstande sind, die Mietpreise in der Stadt zu zahlen, ein neues Zuhause gefunden. In spektakulärer Hanglage mit Meerblick errichteten sie aus einfachsten Baumaterialien ihre Hütten und Häuser. Chiles Differenzen zwischen arm und reich könnten sich woanders kaum deutlicher abzeichnen als in diesen informellen Wohnsiedlungen. Nachdem die Bauwelt in 3.2015 nach einem verheerenden Großbrand über das Campamento Mentana berichtete, bietet sich nun die Gelegenheit des direkten Austauschs mit einem Bewohner. Juan Saldaño Duque, ehemaliges Mitglied der „Defensa Civil de Chile“, berichtet über das Leben, die gesellschaftliche und politische Akzeptanz sowie die Auswirkungen und Folgen des großen Brandes - ein freundliches Gespräch.

2000 Familien siedeln entlang der unbefestigten Straße. Auch eine Bibliothek und ein Gemeindehaus sind Teil der improvisierten Bebauung. Trinkwasseranschlüsse sind nicht vorhanden, die Gemeinde liefert lediglich alle vierzehn Tage Grauwasser für die einfachen sanitären Anlagen. Die Politik sagte immer wieder Hilfe zu, die jedoch nur schleppend bis gar nicht realisiert worden ist. Das Wohnbauprojekt „Fondo Solidario de Elección de Vivienda“ stößt bei Saldaño Duque auf Unverständnis. Der Plan der Regierung, dass Familien für umgerechnet 340 € Selbstbeteiligung ein Haus inklusive Grundstück außerhalb der Stadt erwerben können, käme für ihn nicht infrage. Es diene als Spielball der Politik nur dem Zweck, das „schändliche“ Viertel aus dem Stadtbild zu entfernen. Er fühle sich heimisch auf den Hügelketten Valparaísos und möchte auch in Zukunft dort bleiben. In der Errichtung von Strommasten sieht er ein erstes Zugehen auf die Bewohner des Campamentos. Auf die Befestigung der Straße allerdings, die im Winter zur unbefahrbaren Schlammpiste wird, warten die Bewohner noch immer, ob und in welchem Ausmaß weitere Unterstützung der Regierung folgen wird ist abzuwarten. Bald stehen Wahlen an und Valparaísos informelle Siedlungen werden wieder kontroverses Thema im Kampf um die Wählerstimmen sein.

Text und Fotos: Fabio Mata



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