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17.03.2025

Halbgeclusterter Schustertyp

Sanierung und Erweiterung einer Grundschule in Strausberg von TRU


Um die 2.500 typisierte Schulbauten wurden in der DDR gebaut. Knapp 30 Typen mit diversen Varianten entwickelten die Planer*innen über die Jahrzehnte. Ein gewaltiger Bestand, der den heutigen baulichen, energetischen und pädagogischen Ansprüchen in den allermeisten Fällen nicht mehr genügt. Der Sanierungsbedarf ist also enorm, sofern man nicht abreißt und komplett neu baut.

In Strausberg bei Berlin kann man sich seit Januar letzten Jahres beispielhaft ansehen, wie man eine kleine Typenschule so umbauen kann, dass das Ergebnis – im positiven, aber auch negativen Sinne – nicht mehr viel mit dem in die Jahre gekommenen Bestand zu tun hat.

Das ambitionierte und umfangreiche Sanierungs- und Erweiterungsprojekt der Grundschule Am Annatal geht auf einen Realisierungswettbewerb zurück, den das Berliner Büro TRU Architekten 2018 gewinnen konnte. Beim Bestandsbau handelte es sich um die einzügige Variante der Typenserie Erfurt 66/69 von Siegfried Hopf, Manfred Stephan und Team: ein kompakter Baukörper über H-förmigem Grundriss, der als sogenannter Schustertyp durchgängig über beidseitig belichtete und belüftete Klassenzimmer in den vier Armen des H verfügte.

TRU bauten den viergeschossigen Bestand bis auf den Rohbau zurück und erweiterten ihn nach Osten um einen ebenfalls viergeschossigen Kopfbau über quadratischem Grundriss. An diesen wiederum fügten sie einen langen, zweigeschossigen Flügel an, in dem Büros, Verwaltung und Hort untergebracht sind. Die neue Sporthalle entstand leicht abgerückt nordöstlich des Schulbaus.

Organisatorisch stellt sich die Schule als Mix aus Cluster und Flurschule dar, erklärt TRU-Partnerin Sandra Töpfer. Der Clou des neuen Grundrisses sei, dass auf notwendige Flure im Sinne des Brandschutzes verzichtet werden konnte und die offenen Flurbereiche im Schulalltag nutzbar sind, auch wenn es sich nicht um Clusterflächen im engeren Sinn handelt. Beachtenswert ist in diesem Kontext unter anderem das erste Obergeschoss des Kopfbaus, das als räumlich großzügiges Gelenk zwischen Schul- und Hortalltag fungiert. Holzausbauten, Sitzmöbel und tiefe Fensterrahmen laden dazu ein, sich die erweiterten Korridorräume im gesamten Schulhaus umstandslos anzueignen.

Bestand und Neubau zeigen sich mit einer strahlend weißen Hülle aus unregelmäßig profiliertem Aluminium. Davon weichen nur die Stirnseiten des Bestands ab, die als verputztes Wärmedämmverbundsystem ausgeführt wurden. Einst gab es an der östlichen Fassadenseite des Bestands Betonformsteine, die wie Fische aussahen. Sie markierten die Fensterfront eines Treppenhauses, das im Zuge des Umbaus aufgelöst wurde. Außerdem wurde hier der Neubau mit der zentralen Eingangshalle zur Schule angebaut. Als Reminiszenz finden sich nun einige aufgearbeitete und hinterleuchtete Fische an der Wand der Halle, ungefähr dort, wo sie einst an der Fassade saßen.

Umbau und Erweiterung der Schule, die Platz für 300 Kinder bietet, umfassen 6.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche und kosteten laut Architekt*innen 11,5 Millionen Euro netto (Kostengruppen 300–400). Bei der Sporthalle sind es 680 Quadratmeter und Kosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro netto (ebenfalls Kostengruppen 300–400). Mit dem Ausbau der Grundschule Am Annatal ging auch die Idee einher, das umliegende Areal städtebaulich aufzuwerten. Als Teil dieser Planungen soll ein Bürgerzentrum nördlich des Schulbaus entstehen, das TRU bis zur Leistungsphase 2 durchgearbeitet haben. Das Projekt ruht aus Kostengründen. Schule und Sporthalle wurden von den Architekt*innen in den Leistungsphasen 2–8 betreut. (gh)

Fotos: Werner Huthmacher


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