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14.03.2025

Hallen mit Charisma

Fabrikumbau bei Winterthur von RWPA


Auf dem sogenannten Bühler-Areal in Sennhof bei Winterthur wurde gut 150 Jahre lang Baumwollgarn produziert. Nun siedeln sich neue Nutzungen auf dem stillgelegten Spinnereigelände an. Seit 2016 läuft der Umbau des Bestands zu Wohnungen und Gewerberäumen. Im Auftrag der Hermann Bühler AG transformierten RWPA einen von insgesamt vier Gebäudekomplexen. So entstand ein neuer Arbeitsort für kleine Produktionsbetriebe, Start-ups und die Kreativwirtschaft. Das Büro aus Winterthur hatte für seinen Entwurf in einem Wettbewerb den 1. Preis erhalten. Die Architekt*innen betreuten das 12.300 Quadratmeter große Projekt in den Schweizer Leistungsphasen BKP 1–9. Die Baukosten werden mit 22 Millionen Schweizer Franken angegeben, was aktuell knapp 23 Millionen Euro entspricht.

Das Fabrikensemble aus den 1980er Jahren umfasst zwei direkt nebeneinanderliegende Bauten. Einer davon ist eingeschossig, der andere doppelgeschossig. Sie beherbergen drei rund fünf Meter hohe Hallen mit je 3.500 Quadratmetern Grundfläche. An einer der Längsseiten sind sie durch einen kleinteiligen Servicetrakt verbunden. Dessen Front wird durch vier Klimatürme mit paarweise hervortretenden, abgerundeten Seiten gegliedert. Die Freiraumplanung oblag Heinrich Landschaftsarchitektur (Winterthur).

Im Zuge des Umbaus wurden die Bestandsfassaden, die ursprünglich mit Eternit-Canaleta-Platten verkleidet waren, im Rhythmus der Hallenstruktur geöffnet. Damit trug man dem Belichtungs- und Belüftungsbedarf der neuen Nutzungen Rechnung, ohne den spezifisch industriellen Charakter aufzugeben. Sowohl im Außen- als auch im Innenraum schufen RWPA neue Erschließungsachsen. Sie zonieren, verbinden und organisieren die variabel einteilbaren Nutzflächen. Im Untergeschoss kamen 90 Parkplätze unter.

Der Klimaturm II nimmt den neuen Eingang auf. Zugleich fungiert er als sozialräumlicher Mittelpunkt der von verschiedenen Mieter*innen genutzten Gewerbeflächen. Die hier befindlichen Treppen erschließen die Längskorridore, die Tiefgarage, die Garderobe, ein Sitzungszimmer, einen Pausenraum für alle sowie die öffentliche Dachterrasse. Reversible Leichtbaukonstruktionen unterteilen die großen Hallen und ermöglichen langfristige Flexibilität. Damit die Räume ihr Charisma behalten, wurden viele Elemente und Materialien belassen oder in neuen Zusammenhängen weiterverwendet. Offenliegende Installationen unterstützen die industrielle Raumwirkung. Im Ergebnis teils skulptural wirkende Interventionen wie das Öffnen beziehungsweise Schließen von Wandflächen sowie neue Farbgebungen setzen zeitgenössische Akzente.

Die Gebäude werden durch ein arealeigenes Wasserkraftwerk und eine großflächige PV-Anlage auf dem Dach mit Energie versorgt. Mit Fernwärmeanschluss und der energetischen Sanierung der Gebäudehülle konnte der Energieverbrauch stark reduziert werden. Das Umnutzungsprojekt erhielt 2024 den swiss arc award in der Kategorie „Transformation“. (da)

Fotos: Lucas Peters


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