- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
10.03.2025
New York City als Bühne
Zum Tod von Ricardo Scofidio
Am 6. März 2025 ist der amerikanische Architekt Ricardo Scofidio im Alter von 89 Jahren gestorben. Er war Mitgründer und Partner des Büros Diller Scofidio + Renfro DS+R, das seit Dekaden die öffentliche Architektur- und Kulturlandschaft New York Citys mitprägt. Scofidio wurde in New York City geboren und studierte Architektur an der Cooper Union und der Columbia University. An ersterer lehrte er viele Jahre und lernte dort auch seine Büropartnerin und spätere zweite Frau Elizabeth Diller kennen.
Mit ihr gründete er um 1980 das gemeinsame Büro in New York City. Zu Beginn arbeiteten die beiden überwiegend an Installationen im Stadtraum, wirkten an Ausstellungen mit und veröffentlichten Videoclips und Kunstdrucke. Ab den 2000er Jahren waren sie mit großen kulturellen Bauprojekten beauftragt, die international ausstrahlten. 2004 stieß der Partner Charles Renfro dazu, 2015 Benjamin Gilmartin. Heute hat das Büro etwa 100 Mitarbeitende.
Den wohl fundamentalsten Eingriff in New Yorks Kulturraum planten und gestalteten DS+R gemeinsam mit James Corner Field Operations und dem Landschaftsgärtner Piet Oudolf: Die Konversion einer 2,3 Kilometer langen Hochbahnlinie inmitten der Stadt. Inzwischen ist die öffentlich begehbare und begrünte High Line weltweit zum Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung geworden. Ricardo Scofidio wirkte federführend an Entwurf und Umsetzung mit und betreute das Projekt über zwanzig Jahre. Bezüge zum frühen multimedialen Schaffen des Büros lassen sich hier und auch in späteren Projekten erkennen, etwa im Einsatz digitaler Anzeigemedien.
Obgleich auch die von DS+R geplante Umgestaltung und Erweiterung des Lincoln Center erhebliche infrastrukturelle Veränderungen für die Stadt mit sich zog, blieb Scofidios Hang zu kleinteiligen und umsichtigen Eingriffen erhalten: „Ich glaube nicht an Masterpläne“, sagte er 2024 in einem Interview mit dem New Yorker Kunstmagazin The Brooklyn Rail. „Was das Lincoln Center für mich so erfolgreich gemacht hat, ist die Tatsache, dass wir uns mit dem öffentlichen Raum auseinandersetzen mussten ... Wir wurden gebeten, die Straße und die Plätze zu verbessern. Aber wir konnten den öffentlichen Außenraum nicht verändern, ohne den öffentlichen Innenraum zu berühren.“
Auch über städtische und nationale Grenzen hinaus erlangte das Büro mit seinen Projekten Aufmerksamkeit. In Moskau planten sie den 2017 eröffneten, 32 Hektar umfassenden Sarjadje-Park am Fluss Moskwa, in London einen Park auf Stelzen und ein bisher unrealisiertes Konzerthaus. In Los Angeles entstand das Kunstmuseum The Broad und im Rahmen der Schweizer Expo ließen sie 2002 eine große, künstliche Wolke am Ufer des Neuenburgersees entstehen.
Der besondere Bezug zu Scofidios Geburtsstadt New York City bleibt jedoch einzigartig und gipfelte zuletzt in der Erweiterung des Museum of Modern Art, die 2019 eröffnet wurde und die vorangegangenen Eingriffe von Philip Johnson und Yoshio Taniguchis ergänzt. (tg)
Kommentare:
Meldung kommentieren

Ricardo Scofidio verstarb im Alter von 89 Jahren in Manhattan.

Mit der Installation Traffic machten Scofidio und Diller bereits 1981 auf die Raumnutzung der Millionenstadt aufmerksam.

Neben einer Erweiterung gestalteten DS+R 2012 auch den Vorplatz für das Lincoln Center in New York.

Ricardo Scofidio wirkte bis 2019 maßgeblich am Entwurf für die High Line mit.
Bildergalerie ansehen: 21 Bilder