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07.03.2025
Fernwärme für das Quartier
Energiezentrale in Zürich von Graber Pulver Architekt:innen
Bis 2040 will die Stadt Zürich 60 Prozent ihres Siedlungsgebiets mit Fernwärme und Wärmeverbunden erschließen. Dazu braucht es neben zusätzlichen Leitungen auch Energiezentralen für die Speicherung und Quartiersversorgung. Eine dieser Energiezentralen hat das Büro Graber Pulver Architekt:innen (Zürich) am Viadukt im Stadtkreis 5 fertiggestellt. Die Architekt*innen bauten dafür die einst älteste Müllverbrennungsanlage der Stadt um. Sie ging 1904 als erste Anlage ihrer Art in der Schweiz in Betrieb, wurde später immer wieder umgebaut und 2021 stillgelegt.
Das Büro setzte sich in Ingenieurgemeinschaft mit Locher Ingenieure (Zürich), Emch+Berger (Bern) und Marti Architekten (Frutigen) 2014 in einem selektiven Planerwahlverfahren für den Umbau durch. Im Auftrag der städtischen Entsorgung + Recycling Zürich realisierte das Team die Energiezentrale Josefstrasse von 2019 bis 2024. Die Kosten (BKP 1–9) geben die Architekt*innen mit umgerechnet rund 42 Millionen Euro an. Die Energiezentrale Josefstrasse beliefert nun rund 80 Prozent der Liegenschaften des Fernwärmegebiets Zürich-West mit Energie.
Die Anlage liegt genau am Übergang zwischen dichter historischer Blockrandbebauung und ehemaligen Industrieanlagen, die seit vielen Jahren unter dem Label Zürich-West zu einem modernen Wohn- und Geschäftsviertel entwickelt werden. Eine planerische Herausforderung war deshalb, die Verfahrenstechnik und den (Bestands-)Baukörper so zusammenzufügen, dass sich das Projekt möglichst in die Wohnumgebung einpasst. Die Kubatur folgt dabei den Maschinen und Anlagenteilen wie Transformatoren, Warmwasserbehälter, Spitzenlastkessel oder Lüftungszentrale. Der veredelte Rohbau erhielt eine Fassade aus bläulichem Gussglas, gehalten von Gurtbändern aus walzblankem Aluminium. Je nach Anforderung ist das Glas ein- bis dreifach beschichtet und erhielt teilweise eine transparente Wärmedämmung.
Im Zuge des Umbaus verringerte sich die Gebäudegrundfläche auf etwa ein Viertel. Energiezentrale, neu gewonnene Freiflächen und das Gelände des daneben liegenden Kulturzentrums Zentralwäscherei werden von der Stadt Zürich unter dem Namen Josef-Areal entwickelt. Ein 2022 verabschiedetes Entwicklungskonzept verankert auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal unter anderem ein Gesundheitszentrum, ein Hallenbad und einen Quartierspark. Eine aktuelle Überarbeitung prüft, ob und wie viele gemeinnützige Wohnungen und Gewerberäume zusätzlich Platz finden können. Zwischenzeitlich erfolgt teilweise eine temporäre Nutzung als Grün- und Freifläche. (sbm)
Fotos: Georg Aerni
Zum Thema:
Die Energiezentrale in Zürich ist nicht die erste, die Graber Pulver Architekt:innen realisiert haben. 2013 stellten sie einen Neubau in Bern fertig.
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Blick auf den heutigen Kreis 5 mit der ersten Müllverbrennungsanlage vorne in der Bildmitte direkt am Eisenbahnviadukt, Ballonaufnahme aus dem Jahr 1904 von Eduard Spelterini via Wikimedia Commons, Public Domain
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