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10.01.2025
Arche im Gewächshaus
Besucherzentrum im Botanischen Garten bei Brüssel von NU architectuuratelier und Archipelago Architects
Die Geschichte des Botanischen Gartens in Brüssel geht zurück bis ins Jahr 1797, damals noch als Sammlung der königlichen Familie auf dem Gelände des Hof van Nassau. Das innerstädtische Gelände war jedoch rasch zu klein. 1938 zog der Botanische Garten, inzwischen in staatlichem Besitz, an seinen heutigen Standort in Meise, einem Dorf am nördlichen Stadtrand von Brüssel. Hier sind die Gärten mittlerweile auf üppige 92 Hektar Größe angewachsen, womit die Anlagen zu den größten der Welt zählen.
Um den wachsenden Besucherzahlen gerecht zu werden und die Bestandsgebäude anzupassen, entwickelte man einen Masterplan, in dessen Rahmen nun ein großer neuer Gewächshauskomplex mit Besucherzentrum errichtet wurde. Der Entwurf stammt von NU architectuuratelier (Gent), die 2016 das Open Oproep-Verfahren des Flämischen Baumeisters gewonnen hatten. Das Büro entwickelte bereits zwei neue Eingangsgebäude für den Botanischen Garten, die 2021 eröffnet wurden. An der Ausführung und als Nachhaltigkeitsexperte war das Büro Archipelago Architects (Brüssel) beteiligt.
Die neuen Gewächshäuser bieten insgesamt 7.600 Quadratmeter Grundfläche für über 10.000 Pflanzenarten. Es seien „Hightech-Gewächshäuser“, schreiben NU, die mit Raumhöhen von vier, sechs oder zehn Metern vier verschiedene Klimazonen bilden. Verschiedene Maßnahmen wie Doppelverglasung, natürliche Belüftung oder Regenwassernutzung sind integrierte Bestandteile der Konstruktion. Die wärmsten Bereiche liegen im Zentrum, die kühleren außen. Insgesamt verbrauche der Neubau etwa 50 Prozent weniger Energie als ältere Gewächshäuser, so die Architekt*innen. Bis 2045 wolle der Botanische Garten komplett klimaneutral sein.
Das architektonische Highlight der Anlage ist jedoch der relativ kleine zweigeschossige und multifunktionale Besucherpavillon, der in die Gewächshäuser eingepflanzt wurde: die „grüne Arche“. Sie zeichnet sich als dunkle, auffällig geschwungene Form in der lichten Struktur der Glashäuser ab. Ein doppelt gekrümmtes Holzdach überspannt wie ein Zelt einen rechteckigen Raum, der von Stützen und Unterzügen aus robusten Betonfertigteilen gebildet wird. Dieselbe Tragstruktur findet sich auch an den erwähnten Eingangspavillons wieder.
Die meiste Aufmerksamkeit erzeugt das Dach, denn dessen Konstruktion besteht aus einer zweifach gekrümmten Schale mit bis zu 20 Meter langen, gebogenen Bohlen aus wiederverwendetem Weichholz. Man habe sich vom Skelett eines Kaktus inspirieren lassen, schreiben NU, und dann nach Wegen gesucht, wie sich dieses Prinzip auf einen Holzbau übertragen lasse. Das gekrümmte Tonnendach hebt sich an beiden Enden auf bis zu zwölf Metern Höhe über dem Veranstaltungs- oder Ausstellungsraum an. Um das Dach liegt eine Terrasse, auf der die Besucher*innen die Verkleidung aus Holzschindeln, die Assoziationen an eine Schlangenhaut oder einen Tannenzapfen wecken, anfassen können. (fh)
Fotos: Stijn Bollaert
Zum Thema:
Die BauNetz WOCHE #557 „Das Wunder von Flandern“ zeigt die junge flämische Architekturszene, welche Rolle die Open Oproep-Wettbewerbe für deren rasanten Aufschwung spielt.
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