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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kinder-_und_Jugendklinik_in_Freiburg_im_Breisgau_von_Health_Team_Vienna_9651523.html

21.11.2024

Antiwarten und Sinnesgarten

Kinder- und Jugendklinik in Freiburg im Breisgau von Health Team Vienna


„Je persönlicher, familien­freundlicher und spannender die Klinikarchitektur erlebt wird, desto geringer fällt die psychosomatische Belastung der Eltern aus und desto weniger Stress und Ängste empfinden die Kinder und Jugendlichen.“ Im September dieses Jahres veröffentlichte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) eine Studie, die sich speziell mit genesungsfördernder Architektur, also der „Healing Architecture“ im Zusammenhang mit schwerkranken Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Spiel- und Bewegungsflächen, Rückzugsmöglichkeiten und Räume, die ein Gefühl der Vertrautheit und Routine vermitteln, seien besonders wichtig, konstatieren die Forschenden. 

All diese Erkenntnisse dürften ohnehin einem fast zeitgleich eingeweihten Projekt für das Universitätsklinikum Freiburg zugrunde gelegen haben. Auf dem Campus im Stadtteil Stühlinger stellte das Health Team Vienna bestehend aus den Büros Albert Wimmer und Architects Collective (beide Wien) einen Neubau für die Kinder- und Jugendklinik (KJK) fertig. Entstanden ist der Komplex mit 32.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche im Auftrag des Landes Baden-Württemberg in sechs Jahren Bauzeit. An den Baukosten von rund 169 Millionen Euro war das Land mit fast 80 Prozent beteiligt.

Das Gebäude dient als Einrichtung für universitäre Forschung sowie für die klinische Regel- und Notfallversorgung. Daraus ergibt sich ein komplexes Raumprogramm, mit Platz für 156 vollstationären Betten, Pflegestationen, Intensivpflege, Früh- und Neugeborenenstationen, eine Notaufnahme, Ambulanzzentren sowie eine Tagesklinik. Das zuvor auf mehrere Gebäude verteilte Angebot ist nun auf kompakter Fläche und in unmittelbarer Nähe weiterer medizinischer Disziplinen zusammengefasst.

Der Entwurf sieht ein flächiges Gebäude vor, dessen unterschiedliche Trakte sich rechtwinklig um mehrere Innenhöfe schlängeln. Mit einem großzügigen Vorplatz nach Nordwesten sowie gestalteten Freiräumen rund um das Gebäude ist einer grünen Umgebung Rechnung getragen. Der Sockel erstreckt sich über zwei Geschosse, darüber erheben sich zwei weitere Ebenen, die vorwiegend die Stationen aufnehmen.

Die räumliche Teilung der verschiedenen Schwerpunkte zeigt sich auch an der Gebäudehülle. Den acht Meter hohen, rahmenlosen Verglasungen der oberen Ebenen sind Lochpaneele vorgehängt, die handgezeichnete Blätter darstellen. Laut Architekt*innen sollen sie an einen luftigen Blätterwald denken lassen. Die unteren Geschosse hüllen als Pendant dazu vertikale Lamellen, die Baumstämmen nachempfunden sind. Sie sollen wiederum „das solide Fundament der medizinischen Versorgung repräsentieren“ sowie „ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln“.

Innen zeigt sich der Stahlbetonbau mit unterzugfreien Decken als flexibel anpassbare Struktur, die auf einem quadratischen Stützenraster im Abstand von 8,4 Metern basiert. In allen Bereichen ist den Prinzipien der Healing Architecture Rechnung getragen worden, mit einer an die Bedürfnisse der jungen Patient*innen angepassten Gestaltung. Der Komplex sei von einem modernen und farbenfrohen Dorfcharakter geprägt, biete dabei Räume für Erholung und Interaktion, Rückzug oder Spielflächen. Zudem wurden auch Eltern und das Personal an der Konzeption beteiligt. So gibt es beispielsweise spezielle Wartebereiche, die ablenken und Ängste abbauen sollen, oder diverse Kunst-am-Bau-Projekte wie eine weite Lichtdecke in der Eingangshalle. (sab)

Fotos: Faruk Pinjo


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