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30.08.2024
Der Höchste von allen
Baustellenbesuch beim Estrel Tower von Barkow Leibinger in Berlin
Wir stehen im 32. Stockwerk, der Wind bringt eine willkommene Abkühlung von der August-Hitze. Ende des Jahres sollen Rohbau und Fassade des Estrel Towers fertiggestellt sein, der dann – mit einer Höhe von 176 Metern – das höchste, nicht technische Gebäude der Bundeshauptstadt sein wird. Zeit für einen Blick auf die Baustelle.
Von Sophie Marthe
An der Sonnenallee im Berliner Stadtteil Neukölln soll der Estrel Tower, an den ein zweiter, flacher Bauteil anschließt, künftig das gegenüberliegende Estrel Hotel erweitern. Die Bauarbeiten starteten 2021 und sind bereits im 37. Geschoss angekommen. Während der Turm also seine geplanten 44 Stockwerke fast erreicht hat, sind vom Anbau zum Zeitpunkt des Baustellenbesuchs lediglich die Fundamente zu sehen.
Die Planung geht auf einen 2014 entschiedenen, nicht offenen Wettbewerb zurück, den die Estrel Hotel-Betriebs-GmbH als heutige Bauherrin auslobte. Durchsetzen konnten sich Barkow Leibinger (Berlin/New York), die auch über die Baustelle führten. Die Freiraumplanung stammt von PST. (Werder/Havel).
Standardzimmer, Executive Bereich & Co
Rund 720 Hotelzimmer waren vorgesehen, doch noch vor Baubeginn kam es vor dem Hintergrund der Coronapandemie zu einer Anpassung der Planung. Übrig blieben 522 Zimmer, 90 davon mit einer kleinen Küchenanrichte als sogenannte Long Stay Apartments ausgerüstet. Ersetzt wurden die Hotelzimmer im Turm durch acht Bürogeschosse für die Vermietung, eine weitere Büroebene wird das Hotel selbst nutzen.
Hinzu kommen Sondernutzungen wie eine Skybar oder ein sogenannter Executive Bereich im Stockwerk 41 und darüber. Der anschließende Sockelbau wird neben dem Foyer mit Check-In auch einen Veranstaltungsraum für bis zu 1.200 Personen, Coworkingflächen sowie ein Restaurant oder eine Bäckerei aufnehmen.
Komplexe Logistik
Etwa alle zwei Wochen kommt ein Geschoss hinzu. Nachschub liefert ein eigenes Betonmischwerk auf der Baustelle. Die Logistik vor Ort sei eine besondere Herausforderung bei dem Projekt, erzählt Lukas Weder aus der Projekt- und Geschäftsleitung von Barkow Leibinger. Bauaufzüge und Kräne transportieren Material und Mitarbeiter*innen (sowie Fachpresse) nach oben, dabei müssen die Kräne bei Bedarf auch mal Tag und Nacht bedient werden. Rund 60 Gewerke seien auf der Baustelle. Zu Spitzenzeiten – mit einem parallel einsetzenden Innenausbau – werde mit rund 600 Bauarbeiter*innen gerechnet.
Die Architekt*innen entschieden sich für eine Stahlbetonkonstruktion mit einer einschaligen Glasfassade ohne außenliegenden Sonnenschutz. Auf eine Tiefgarage verzichteten sie. Stattdessen befindet sich ein Parkhaus auf dem hinteren Grundstücksteil, das von einem Generalunternehmer geplant und errichtet wird. Während für den Sockelbau eine Flachgründung zum Einsatz kommt, gründet das Hochhaus mit einer Bruttogrundfläche von circa 1.350 Quadratmetern pro Geschoss auf rund 50 Betonpfählen.
Ranken aus Aluminium
Wieder unten angekommen, zieht neben uns eine Monorail-Anlage die werkseitig vorgefertigten Fassadenelemente in die Höhe. Mit einer Breite von 2,5 Metern erstreckt sich jedes Modul über zwölf Geschosse und wird um je zwei Geschosse zum nächsten versetzt angebracht. Sie setzen sich aus fest verglasten Oberflächen, vertikalen Öffnungsflügeln und Deckenstirnverkleidungen zusammen.
Schmale Aluminiumfinnen ranken an der Fassade in die Höhe und prägen im Wesentlichen die Ansichten. Sie sind ebenfalls Teil der vorgefertigten Elemente und sollen der Fassade mit einem Profil von bis zu 45 Zentimetern Tiefe verleihen. Um den Eindruck zu verstärken, bewegen sich die Streben nicht nur diagonal über die Fassade, sondern variieren auch in ihrem Abstand zu dieser. Sie dienen zudem als Sonnenschutz, ergänzt durch Sonnenschutzverglasung sowie geschlossene Fassadenteile, die circa 30 Prozent der Oberfläche ausmachen.
Bis Ende 2025 soll das Projekt fertiggestellt werden. Dann soll auch rückseitig eine Blumenwiese die Fläche zwischen dem Hotelkomplex und den Bahn-Schienen füllen. Entlang des Neuköllner Schifffahrtskanals soll ein Park mit Weingarten entstehen.
Fotos: Nils Koenning
Zum Thema:
Hoch oben den Blick in Richtung Stadt gewandt, ragen nur wenige Hochhäuser sichtbar aus der Stadtlandschaft heraus – unter anderem die Treptowers, der Stream Tower oder der Edge East Side Tower von BIG und Aukett & Heese. Letzterer gilt aktuell noch als höchstes Gebäude Berlins.
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Blick vom Neuköllner Schifffahrtskanal
Von den geplanten 44 Stockwerken sind bereits 37 fertiggestellt.
Dezentrale Haustechnikstränge versorgen die Hotelzimmer.
Bewehrung der Bodenplatte
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