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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Sanierung_und_Umbau_von_EVR-architecten_BC_architects_-_studies_und_Callebaut_architecten_in_Bruessel_9574419.html

23.08.2024

Von der Kaserne zum Stadtquartier

Sanierung und Umbau von EVR-architecten, BC architects & studies und Callebaut architecten in Brüssel


Ixelles/Elsene liegt zentral im Südosten der Brüsseler Innenstadt und gehört als eigene Gemeinde zur belgischen Hauptstadtregion. Knapp 100 Jahre lang beherbergte sie auf einem 3,9 Hektar großen Areal am Boulevard Géneral Jacques die Nationale Gendarmerieschule. Nach deren Auflösung nutzte zunächst die Polizei die Anlage. Nun soll hier ein gemischt genutztes Quartier entstehen.

Für das Projekt Usquare.brussels haben sich die Vrije Universiteit Brussel, ihr französisches Pendant Université libre de Bruxelles und die Stadtentwicklungsbehörde der Hauptstadtregion (SAU/MSI) als Bauherrinnen zusammengetan. 2018 beauftragten sie ein Team von Planer*innen mit der Neugestaltung des Geländes, das die erste Projektphase in diesem Jahr abschloss. Die sanierten und neu hinzugekommenen Gebäudestrukturen dienen überwiegend der universitären Nutzung. In den kommenden Jahren sollen auf dem Gelände zudem rund 600 Studierendenwohnungen, 20.000 Quadratmeter Wohnraum für Familien und 2.500 Quadratmeter öffentlicher Raum entstehen.

Die indessen abgeschlossenen Sanierungsmaßnahmen betrafen den südlichsten Gebäudekomplex entlang des Boulevards sowie die ehemalige Gendarmerie-Reitschule, die sich ebenfalls im Süden des Geländes befindet. Der Idee des zirkulären Bauens folgend, sollen die fertiggestellten Bauten als Modelle für das übrige Quartier dienen, das insgesamt 27 Bestandsbauten umfasst. Während in der ersten Phase Callebaut architecten (Drongen) im Wesentlichen die Sanierung der Bestandsfassaden übernahmen, verantworteten EVR-architecten (Gent) gemeinsam mit BC architects & studies (Brüssel) die übrigen Sanierungsmaßnahmen sowie die Planung der neuen Gebäudestrukturen. Für die Freiraumplanung zeichneten Agence Anyoji Beltrando (Paris) verantwortlich.

Der Gebäudekomplex am Boulevard besteht aus drei Hauptgebäuden von 1906 sowie zwei Zwischenbauten und einem Anbau im Osten, die um 1960 hinzukamen. Letzteren ließ man abreißen, um einen neuen Zugang zum Areal zu schaffen. Anstelle des Anbaus wurden eine Treppenanlage und ein kleines Empfangsgebäude errichtet, für das – ebenso wie für ein zweites Gebäude auf der gegenüberliegenden Arealseite – Ziegel aus dem Abriss zum Einsatz kamen. Das übrige Abrissmaterial, darunter auch Naturstein, Dachziegel oder Sanitäreinrichtungen, wurde in einer Materialbank zur künftigen Wiederverwendung auf dem Gelände gesammelt.

Die beiden Zwischenbauten blieben erhalten. Sie verbinden heute die drei Hauptgebäude miteinander und dienen den Universitäten als flexible Empfangsgebäude mit Ausstellungsflächen, Vorlesungssaal und Foyer. Die bestehenden Betonstrukturen ließ man freilegen und um eine neue Holzkonstruktion mit erhöhtem Dachvolumen beziehungsweise einen zentralen Einbau aus Hanfkalk und vor Ort recycelten Bluestone ergänzen. Neue Glasfassaden setzen sich teilweise vor, teilweise hinter den Bestand und öffnen die Bauten ins Areal hinein.

An den Fassadenoberflächen der Bestandsbauten nahmen die Architekt*innen nur minimale und technisch notwendige Restaurierungen vor. Die Dächer wurden mit Naturschiefer neu eingedeckt, die Tischlereien nach historischem Vorbild rekonstruiert. Innen ließ man die historische Ausstattung, geprägt von Holzböden, Marmorverkleidungen, profilierten Decken oder glasierten Fliesen restaurieren. Neue Wandoberflächen aus Lehm und Akustikputz ergänzen das Bild. Die Bauten am Boulevard nehmen Arbeitsräume und Unterkünfte für Forschende beider Universitäten auf.

In der abgeschlossenen Projektphase realisierten die Büros eine Fläche von rund 9.000 Quadratmetern. Dazu gehört auch die ehemalige Reitschule, die künftig einen Lebensmittelmarkt aufnehmen soll. Die Projektkosten werden mit 16,7 Millionen Euro angegeben, kofinanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). (sbm)

Fotos: Farah Fervel (BC architects & studies), Sander Lambrix, Emily Aquilina, Kristof Vrancken


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