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05.02.2010
Totales Theater
Grundsteinlegung in Burkina Faso
Am kommenden Montag geht es endlich los. Aus einer lang geträumten Idee wird endlich ein kleines Stückchen greifbare Realität: In Ouagadougou, der Hauptstadt der ehemaligen französischen Kolonie Burkina Faso, wird der Grundstein von Christoph Schingensiefs „Festspielhaus in Afrika“ gelegt – einem Operndorf, das am Ende mehr sein wird, als ein Festspielhaus, wie wir es in Europa kennen.
Seit Weihnachten 2008 steht die Idee ausgesprochen im Raum, denn zu dem Zeitpunkt lernen sich das so genannte „Enfant Terrible der deutschen Theaterlandschaft“ und der Architekten und Aga-Khan-Preisträger Diébédo Francis Kéré kennen. Der Beginn des Projekts ist gleichzeitig der Beginn einer Freundschaft, die mit der Zeit weitere Künstlerfreude wie Roland Emmerich, Herbert Grönemeyer und Henning Mankell für die Idee begeistert und mit sich zieht.
Und welche Idee steht hinter dem Festspielhaus? Aus den Begriffen „Soziale Plastik“, „Totales Theater“ und dem Wunsch, die Kultur in Afrika zu fördern, entsteht Schlingensiefs Gedanke eines sozialen Festspielhauses. Es beginnt eine lange Suche nach einem geeigneten Standort – Afrika ist groß. Als im vergangenen Sommer zur Regenzeit eine informelle Siedlung in Laango am Stadtrand von Ouagadougou durch die Fluten im wahrsten Sinne des Wortes „weggespült“ wird, steht der Ort fest – das Konzept des Festspielhauses wird zu einem „Operndorf“ erweitert.
Neben dem Theater sollen in Laango nun auch eine Schule für 500 Kinder mit Musik- und Filmklassen, Werkstätten, eine Krankenstation, Solaranlagen und, ganz wichtig für Afrika, ein Brunnen entstehen. Laut Schlingensief können „die Menschen zu uns kommen, bei uns Theater spielen, aber auch lernen, wie man ein einfaches solides Haus baut. Wir könnten die so geschaffenen Prototypenhäuser als Umkleideräume für die Künstler oder als Gästehäuser für auswärtige Künstler nutzen. Es wird mehr ein Operndorf als ein Opernhaus. Das Theater soll allmählich wachsen.“
Bisher wurden eine Millionen Euro für das Projekt gesammelt. Das Innenleben des Theaters sowie dreizehn Theatercontainer wurden von der Ruhrtriennale gestiftet und kürzlich zusammen mit Bühnenbauten und Bühnenbildern nach Ouagadougou verschifft.
Diébédo Francis Kéré hat als Form ein schneckenförmiges Gebäude entworfen, das mit der Zeit wachsen kann und sich gleichzeitig an die klimatischen Bedingungen anpasst. Denn wie bei seinen anderen Bauten in Burkina soll auch das Operndorf ohne Klimaanlage gebaut und natürlich belüftet und gekühlt werden. Sein Entwurf kombiniert deshalb traditionelle Lehmbauweise mit modernem, innovativem Stahlbau, ist nachhaltig und vor Ort umsetzbar. Schließlich sollen die Leute am Bauprozess des kreisförmigen Dorfes und des Zentralbaus beteiligt werden – anders als in Europa ist die soziale Komponente in Afrika ein grundsätzlicher Bestandteil eines jeden Bauvorhabens, aber auch einer nachhaltigen Entwicklungshilfe. (Jeanette Kunsmann)
www.festspielhaus-afrika.com
Zum Thema:
Download der Baunetzwoche#102 „Burkina Faso – Im Gespräch mit Francis Kéré”
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