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15.07.2024

Neuer Schwung am Kornmarkt

Hotel in Bregenz von Herzog & de Meuron


Ein paar architektonische Highlights gibt es rings um den Kornmarkt in Bregenz ja bereits. Da wäre zum Beispiel das Vorarlberger Landestheater oder das 1997 errichtete, von Peter Zumthor entworfene Kunsthaus Bregenz. Oder das Landesmuseum Vorarlberg, dessen Erweiterung von Cukrowicz Nachbaur geplant wurde. Nun ist direkt am Kornmarktplatz ein weiteres, wenn auch deutlich kleineres Schmuckstück hinzugekommen: das Hotel Der kleine Löwe in einem sehr schmalen, fünfgeschossigen Stadthaus. Der Entwurf stammt von Herzog & de Meuron (Basel).

Das Gebäude, das zuvor hier stand, stammte aus dem 17. Jahrhundert und war unter anderem als Bierbrauerei, Bank, Kino, Möbelgeschäft, Bar und Nachtclub genutzt worden. Nach einem Brand im Dachstuhl hatte das Gebäude einige Jahre leer gestanden, bevor der lokale Unternehmer Johannes Glatz darauf aufmerksam wurde. Mit seiner Frau Lisa Rümmele entwickelte er die Idee, das Haus nicht nur als Wohnhaus für die eigene Familie umzubauen, sondern auch als kleines Hotel wiederzubeleben. Über den österreichischen Architekturkritiker Dietmar Steiner (1951–2020) entstand der Kontakt zu den Schweizer Pritzker-Preis-Trägern.

Vom Altbau war nach dem Brand nur noch die neobarocke Fassade zum Platz zu retten. Sie stammt aus der Zeit, während der das Gebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Bank genutzt wurde. Dahinter entwickelten die Architekt*innen einen Neubau auf der 8 Meter breiten, aber 23 Meter tiefen Parzelle. In den obersten zwei Stockwerken, die hinter der alten Fassade aufragen und von einem Tonnendach aus weißem Metall abgeschlossen werden, befindet sich jetzt die Wohnung der Familie. Darunter folgen zwei Hoteletagen mit jeweils vier Zimmern. Bei dem Erdgeschoss handelt es sich um einen durchgehenden Raum, der von einem mittig eingesetzten Mezzanin in drei Zonen unterteilt wird: einen Salon zum Marktplatz, eine Bar im niedrigeren Mittelteil und einen Frühstücks- und Restaurantbereich zum rückseitigen Garten. Mithilfe einer mobilen Trennwand kann das Erdgeschoss außerdem in zwei Räume geteilt werden. Eine Küche gibt es nicht; versorgt wird das Hotel von einem Restaurant am anderen Ende des Gartens.

Die acht Zimmer des Mini-Hotels sind 22 bis 29 Quadratmeter groß. Besonders für die Badezimmer habe es viel Fantasie gebraucht, erzählte Projektleiter Robert Hösl der Süddeutschen Zeitung. Auch die Umgestaltung der erhaltenen Fassade zeugt von Einfallsreichtum: Hier ist nicht nur der hellblaue Anstrich neu, sondern auch der horizontale Sehschlitz im oberen Bereich. Dieser greift die barocken, geschwungenen Formen auf und ermöglicht einen Blick von der Loggia dahinter auf den Marktplatz. Das Tonnendach über der Familienwohnung wiederum bezieht sich überdeutlich auf die drei Portalbögen im Erdgeschoss, die den Eingang bilden. So wird aus dem weißen Metalldach eine verbindende Geste zwischen Erdgeschoss und Dachabschluss, zwischen Barock und heute. (fh)

Fotos: Christian Schramm, Daisuke Hirabayashi, Robert Hösl


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