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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohn-_und_Buerogebaeude_von_Atelier_Kempe_Thill_und_Atelier_56S_in_Rennes_8624299.html

28.06.2024

Am Bahnsteig gegenüber

Wohn- und Bürogebäude von Atelier Kempe Thill und Atelier 56S in Rennes


Mit dem Anschluss der bretonischen Hauptstadt Rennes an das französische TGV-Hochgeschwindigkeitsnetz wurde 2009 das Stadtentwicklungsprojekt EuroRennes zur Neuordnung des gesamten Bahnhofsareals initiiert. Dieses soll bis 2025 umgesetzt werden. Vergleichbare Großprojekte finden sich auch in anderen Städten, darunter Euronantes in der westfranzösischen Großstadt.

Entlang der Gleise in Rennes hatte die französische Eisenbahngesellschaft SNCF eine breite Zone mit Grundstücken sukzessive frei gemacht und an meistbietende Projektentwickler verkauft. Infolgedessen koppelte eine neu gegründete, halböffentliche Stadtentwicklungsgesellschaft die Vergabe der Grundstücke an Wettbewerbe, um die städtebauliche und architektonische Qualität zu wahren. Für das Gesamtareal entwarfen die Pariser Büros FGP und Agence Ter einen Masterplan mit lose gegliederten Einzelgebäuden und kleineren Hochhäusern, die trotz hoher städtischer Dichte einen offenen Eindruck erzeugen und zugleich klassische Straßen- und Platzräume bilden sollten. Seit 2017 verbindet nun der neue Bahnhof die Stadt stündlich mit dem 350 Kilometer entfernten Paris in einer Reisezeit von 100 Minuten. Mittlerweile sind zudem auf der Fläche von rund 58 Hektaren, rund um den Bahnhof Bürotürme, Hotels, Wohnungen, Geschäfte und Restaurants entstanden.

Für ein Baufeld namens Beaumont, das sich direkt gegenüber den Bahnsteigen befindet, gewannen 2018 Atelier Kempe Thill (Rotterdam) gemeinsam mit dem ortsansässigen Atelier 56S den Wettbewerb. Im Auftrag des Projektentwicklers Legendre Immobilier entstanden hier zwei 10-geschossige Bürogebäude und ein 18-geschossiger Wohnturm mit einer Bruttogrundfläche von rund 31.000 Quadratmetern.

Verbunden sind die drei Baukörper über eine gemeinsame Erdgeschossebene mit Dienstleistungen, Restaurants, Fitnesszentrum und einem großen Fahrradparkplatz samt Reparaturwerkstatt. Die Dachflächen des durchgehenden Sockels sind öffentlich zugänglich und als begrünte Terrassen mit Blick auf die Gleise gestaltet. Der gesamte Komplex ist mit einer eingeschossigen Tiefgarage unterkellert, die über 123 Autostellplätze verfügt. Die Baukosten für das Ensemble werden mit 40 Millionen Euro angegeben.

Der Wohnturm bietet ein Programm aus Eigentums-, Mietwohnungen und 121 kleinen Studios in den unteren Geschossen, die über kürzere Zeiträume vermietet werden. Darüber befinden sich auf vier Etagen insgesamt 41 Sozialwohnungen, die an die Renner Wohnungsbaugesellschaft übergeben wurden. Die oberen acht Geschosse sind 46 Eigentumswohnungen mit Dachterrassen vorbehalten. Die Bürogebäude bieten pro Etage Flächen zwischen 450 und 900 Quadratmeter und sind flexibel einteilbar.

Die Konstruktion setzt sich aus tragenden Fassaden und Erschließungskernen zusammen, die Trennwände – auch im Wohnturm – sind in Leichtbauweise ausgeführt. Das markante Exoskelett in Sichtbeton ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Architekt*innen mit dem Bauherrn. Dieser ist gleichzeitig die Entwicklungsabteilung einer mittelgroßen, auf Betonkonstruktionen spezialisierten Baufirma, die eine eigene Fertigteilfabrik betreibt. Das Planungsteam hatte diese „bemerkenswerten Umstände zum Ausgangspunkt des Entwurfs“ gemacht, wie sie berichten.

Auffällig in der Fassadengestaltung und Kubatur bleibt das Motiv der Schräge, das einer Anforderung aus dem Masterplan folgt. So sollen die Gebäude in EuroRennes sowohl im Grundriss als auch im Schnitt schräg sein sowie felsenartige Überhänge enthalten, um einen organischen und skulpturalen Effekt zu erzeugen. (uav)

Fotos: ULRICH SCHWARZ, BERLIN


Zum Thema:

Atelier Kempe Thill haben eine ganze Reihe von Wohnbauten in ihrem Portfolio, darunter einen Quartiersblock in Antwerpen, ein Wohn- und Geschäftshaus in Vilvoorde, eine Ensemblesanierung in Brüssel oder einen Wohnblock in Hasselt.


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