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05.06.2024

Buchtipp: Kosmetik und Lebensdauer

Beton & Nicht Beton


Lange galt Beton als Inbegriff moderner Architektur. Mittlerweile steht der Baustoff als CO2-Emittent und Teil der Klimakrise zu Recht in der Kritik. Dabei ist klar, dass das allgegenwärtige Material nicht einfach aus der Welt zu schaffen ist. Ein praxisnaher Beitrag zur gegenwärtigen Nachhaltigkeitsdebatte ist der Anfang Mai im Jovis Verlag erschienene Band Beton & Nicht Beton von Felix Sommer. Vor über zwanzig Jahren als Branchenpionier gestartet, gehört der gelernte Tischler mit seinem Unternehmen SB5ÜNF inzwischen zu den bekanntesten Spezialisten für Betonkosmetik, Betoninstandsetzung und Betonsanierung in Deutschland. Sein Feld reicht von der Sichtbetonretusche in Neubauten bis zur Reparatur abrissbedrohter Bestandsgebäude.

Das sehr persönlich geschriebene Buch ist ein engagiertes Plädoyer dafür, die lange Lebensdauer von Betonbauten als nachhaltigen Wert in den Blick zu nehmen. Zugleich thematisiert Sommer die ästhetische Qualität des ausdrucksstarken Materials, verknüpft mit dem Anliegen, mehr Sichtbarkeit für seine Arbeit herzustellen, „die gut ausgeführt meistens unsichtbar bleibt“. Seine Begeisterung für lebendige, rauhe, profilierte,  plastische, organisch wirkende Betonoberflächen zieht sich als roter Faden durch den Band.

Die Expertise zum Thema hat sich Felix Sommer auf bislang rund 1600 abgeschlossenen Baustellen erarbeitet. Sechs Projekte stellt er im Buch ausführlich vor. Dazu gehören die Sanierung der Neuen Nationalgalerie von David Chipperfield Architects, das Haus am Schedlberg von Peter Haimerl oder die originelle Neubaufassade am Schinkelplatz von Volker Staab Architekten. Außerdem wird am Beispiel mehrere Berliner Großbauten – dem Futurium von Richter Musikowski, dem Deutschlandhaus von Marte.Marte sowie dem Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses von Stephan Braunfels Architekten – die ganze Spannbreite der planerischen Probleme, technischen Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Herstellung und Bearbeitung von Sichtbetonflächen angerissen.

Manche Stellen lesen sich gelegentlich, als seien sie dem Angebotsportfolio des Unternehmens entnommen, die Doppelseite mit gesammelten Referenzen von Architekten, Baufachleuten und Mitstreitern wirkt ein wenig plakativ. Insgesamt ist das vorliegende Buch eine informative Mixtur aus ästhetisch anspruchsvollem Künstlerbuch, Fotoband, anekdotisch erzählter Projekt- und Arbeitsbiografie, Baustellenberichten und der fachlichen Einführung in das Themenfeld.

Das Buch ist als Broschur mit haptisch gestaltetem, warmgrauen Softcover erhältlich. Außerdem hat der Autor zusammen mit dem Grafiker Robert Schumann eine Liebhaber-Ausgabe im handgefertigten, 5 Millimeter dicken Betonumschlag entwickelt. Die Sonderedition erscheint Mitte Juni.

Text: Ulrike Alber-Vorbeck

Beton & Nicht Beton
Felix Sommer
240 Seiten
Jovis Verlag, Berlin 2024
ISBN 978-3-986-12087-0
Broschur/Softcover 38 Euro

ISBN 978-3-986-12086-3
Sonderedition 131 Euro
(erscheint am 17. Juni 2024)


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Die durchgefärbten Sichtbetonwände im Untergeschoss des Futuriums von Richter Musikowski Architekten wurden komplett überarbeitet, um ein monolithisches Erscheinungsbild zu erzielen.

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Im Haus am Schedlberg von Peter Haimerl wurden eingestürzte oder weggefaulte Bauteile durch massive, vor Ort gegossene Betonbalken ersetzt. Die Oberflächen wurden komplett neu aufgebaut, reprofiliert und die rauhe Struktur der Holzschalung nachempfunden.

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Die aufwenig gestaltete Decke und Treppe im denkmalgeschützten Deutschlandhaus von Marte.Marte Architekten gelang nicht zuletzt durch eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit von Anfang an.

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