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21.05.2024

Doppelröhre über schnellen Teilchen

CERN-Besucherzentrum in Genf von Renzo Piano Building Workshop


Mit dem CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) wurde bereits vor 70 Jahren das weltgrößte internationale Projekt zur Teilchenforschung gegründet. Seit 1957 ist an der schweizerisch-französischen Grenze westlich von Genf eine veritable Wissenschaftsstadt entstanden, in der über 3.000 Mitarbeiter*innen und etwa 14.000 Gastwissenschaftler*innen aus 85 Ländern forschen.

Seit etwa 20 Jahren beschäftigt sich das CERN damit, die Forschungen und Erkenntnisse für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Schritte in diese Richtung sind die Eröffnung eines Restaurants sowie eines Hotels. 2004 kam das erste Wissenschaftsmuseum hinzu, das Globe of Science and Innovation. Es handelt sich um ein Kugelhaus mit 40 Metern Durchmesser, das weitgehend aus dem Holz von Peter Zumthors Pavillon auf der Expo 2000 errichtet wurde. Im letzten Jahr folgte nun die Eröffnung eines Besucher- und Veranstaltungszentrums. Der Entwurf für das CERN Science Gateway Building stammt von Renzo Piano Building Workshop RPBW (Genua/Paris). Errichtet wurde der Bau in Kooperation mit dem Schweizer Büro brodbeck roulet architectes associés (Carouge).

Das Gebäude tritt als sichtbare Visitenkarte und erste Anlaufstation für Besucher*innen in Erscheinung. Es befindet sich direkt an der Route Nationale, die von Frankreich in die Schweiz führt und dabei die CERN-Stadt in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Auf einer Grundfläche von 7.000 Quadratmetern bietet das Gebäude Ausstellungs-, Lern- und Veranstaltungsräume, in denen die Experimente am CERN anschaulich und teilweise interaktiv wie in einem Technikmuseum vorgestellt werden.

Die Masse des Raumprogramms ist auf drei rechteckige, dreigeschossige Pavillons verteilt: Das Eingangsgebäude liegt unmittelbar gegenüber dem Globe und bildet mit diesem einen gemeinsamen Platz. Im nördlichen Pavillon sind die Veranstaltungsräume mit dem Hauptauditorium untergebracht, hier können Konferenzen mit bis zu 900 Besucher*innen stattfinden. Der dritte Pavillon liegt südlich der Straße und ist für interaktive Ausstellungen vorgesehen.

Verbunden werden die Pavillons durch eine aufgeständerte, gläserne Brücke, die sechs Meter über dem Boden das Rückgrat der gesamten Anlage bildet und mit leichter Geste die Straße überspannt. Links und rechts der Straße liegen zwei große Röhren, von weißen Metallpaneelen umhüllt und bis auf die Höhe der Brücke aufgeständert – was je nach Perspektive an eine Bahnhofsüberführung oder ein Fernglas erinnert. Die Architekt*innen sprechen bei den weißen Röhren von „Tunneln“, da Form und Durchmesser dem „Large Hadron Collider“ entsprechen, dem weltgrößten Teilchenbeschleuniger, der 100 Meter unter der Erde liegt und für Besucher*innen nicht zugänglich ist. In den Röhren des Gateway Centers werden aktuelle Forschungsthemen des CERN in Wechsel- und Sonderausstellungen gezeigt.

Die Projektbeschreibung betont, dass zu den drei Entwurfselementen „Pavillons, Brücke, Tunnel“ noch ein viertes, ebenso wichtiges zähle, und zwar der „Wald“. 400 Bäume wurden rings um die Anlage gepflanzt, denn das Gateway Center liegt am Rande der Wissenschaftsstadt – dort, wo die in rechteckige Agrar-Felder aufgeteilte Umgebung beginnt. „Die Natur ist es, die alles verbindet“, schreiben die Architekt*innen. Sie schaffe ein großartiges Erlebnis für Fußgänger*innen und zeige, dass es bei allen Forschungen um die Natur gehe, ganz gleich, wie groß sie sei. (fh)

Fotos: Michel Denancé



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