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13.05.2024

An der Bahntrasse

Geschosswohnen in Dübendorf von Conen Sigl Architekt:innen


Einen Kilometer westlich vom modularen Experimentierbau NEST in Dübendorf bei Zürich wurde im letzten Jahr eine zum Teil genossenschaftliche Wohnanlage mit dem Namen Westhof fertiggestellt. Das Projekt resultiert aus einem Studienauftrag im selektiven Verfahren 2017, bei dem sich der Entwurf von Conen Sigl Architekt:innen und Kuhn Landschaftsarchitekten (beide Zürich) durchsetzen konnte.

Der Westhof steht im 36 Hektar großen Quartier Hochbord. Die ehemalige Industriezone wird seit einigen Jahren als gemischt genutztes Gebiet mit Wohn- und Arbeitsflächen entwickelt. Zu den bereits realisierten Projekten gehören eine Handvoll Hochhäuser, die einen durchaus urbanen Charakter aufweisen und mit ihren Dimensionen einen deutlichen Kontrast zum restlichen Stadtbild bilden.

Der Westhof liegt – wie es der Name verrät – am westlichen Rand des Quartiers an einer Bahntrasse. In den 1920er Jahren entstand hier eine Gärtnerei der Familie Kohler, die zwei Generationen lang betrieben wurde. Als das 5000 Quadratmeter große Grundstück von „in die Höhe schießenden“ Gebäuden umringt wurde, beschlossen die Nachkommen, ihren Teil zur Stadtentwicklung beizutragen. So einigte sich Familie Kohler als palmahus ag mit der Genossenschaft WOGENO Zürich 2015 auf ein gemeinsames Bauprojekt. Beide Parteien vermieten dabei je eine Hälfte der unsichtbar geteilten Parzelle.

Der Komplex von Conen Sigl besteht aus drei Baukörpern: Ein viergeschossiger, leicht gedrehter Kopfbau sitzt an einer dreigeschossigen Zeile, die an der Bahntrasse entlangläuft. Nördlich ist diese abgewinkelt und schließt an den Hauptbau an. Dieser Riegel funktioniert mit neun Geschossen als Antagonist zur gegenüberliegenden Schule.

Die drei Volumen rahmen einen Innenhof, der an gewerblich und gemeinschaftlich genutzte Flächen im Erdgeschoss anschließt. Durch die beiden Riegel wird er von Schul- und Bahnlärm abgeschirmt. Neben den öffentlichen Einheiten entstanden 83 Wohnungen, die durch sechs Kerne erschlossen werden. Diese variieren von Einzimmer- bis Clusterwohnungen. Daneben gibt es Joker-, Flex- und Musikzimmer sowie einen Mehrzwecksaal, im Untergeschoss Stellplätze für Autos und Fahrräder.

Die strengen Kubaturen mit grün-weißer Fassade aus Eternit-Wellplatten werden durch verschiedene Unregelmäßigkeiten und Details aufgelockert. Obwohl konsequent zu allen Einheiten des Hauptgebäudes je ein hofseitiger Balkon gehört, haben im vierten Obergeschoss auch die beiden Stirnseiten kleine Austritte erhalten. Als Hommage an die ehemalige Nutzung des Grundstücks steht auf dem Dach der westlichen Zeile eine Pergolenstruktur, die an Gewächshäuser erinnert. Zur Bahntrasse hin ist das Stahlgerüst mit Glas verkleidet.
 
Dieser halböffentliche Raum soll neben Urban Gardening als Veranstaltungsort für die Bewohner*innen dienen. Erreicht werden kann er zusätzlich zur inneren Erschließung durch einen Treppenturm, der kurz hinter der Öffnung des U-förmigen Grundrisses der Anlage steht. Dieser erschließt außerdem das vierte Obergeschoss des Hauptgebäudes, in dem ein durchgehender Laubengang vor allen hofseitigen Wohnungen liegt. Die Gesamtkosten der Anlage werden mit 56 Millionen Schweizer Franken beziffert. (gk)

Fotos: Roman Keller


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