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08.05.2024
Partizipativ, offen und gemeinschaftlich
Kirchenumbau von prinzmetal in Stuttgart
Die Martinskirche in Stuttgart wurde 1937 von Karl Gonser im Stile der Stuttgarter Schule errichtet. Schon 1944 wurde sie im Zweiten Weltkrieg zerstört und bis 1950 wiederaufgebaut. Vergangenes Jahr hat das Büro prinzmetal (Köln/Stuttgart) das Bauwerk denkmalgerecht saniert und umgebaut. Drei primäre Bereiche gliedern den Kirchenbau nun: anpassungsfähige Gemeinschaftsräume im Seitenflügel; ein nutzungsoffener Kirchenraum im Hauptschiff sowie Bistro und Begegnungsstätte im Untergeschoss.
Der Bau der Martinskirche besteht aus einem breiten Hauptschiff mit westlichem Seitenschiff. Im Norden ist ein massiver Kirchturm in die Ecke des Hauptschiffes geschoben. Quer zum gesamten Baukörper stellt sich ein langer Seitenflügel. Die Kirche wurde wenige Jahre vor Kriegsbeginn errichtet. Entsprechend hat man das Untergeschoss als Bunker angelegt und diesen später unter anderem als Kriegslazarett genutzt.
Nach ihrem Wiederaufbau wurde die Kirche von der evangelischen Nordgemeinde genutzt. In den vergangenen Jahren kamen mit der Kesselkirche und der Stuttgarter Jugendkirche weitere Einrichtungen hinzu, die eine Anpassung der Räume notwendig machten. Bereits 2006 wurden prinzmetal mit der temporären Umnutzung des Bauwerks als Jugendkirche beauftragt. Über zehn Jahre arbeiteten die Architekt*innen daraufhin mit lokalen Akteuren in einem partizipativen Bauprozess zusammen, auch um sich den Bau gemeinsam anzueignen. Mit einfachen Materialien wie Europaletten und Gerüstbohlen wurden die Kirchenräume kontinuierlich verändert.
2015 konnten sich prinzmetal dann bei einem nichtoffenen Realisierungswettbewerb auch für den dauerhaften Umbau der Kirche durchsetzen. Bauherrin ist die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart. Diese finanzierte die Maßnahme teilweise durch den Verkauf ihres zugehörigen Gemeindehauses, dessen Nutzungen sich heute ebenfalls im Kirchenbau wiederfinden. Der Umbau betraf vor allem den Innenraum, der in seiner Grundstruktur aber erhalten blieb. In der Nordseite des Hauptschiffes schufen prinzmetal eine neu gestaltete Empore. Im Erdgeschoss findet hier die Martinskapelle Platz, auf der Empore die Jugendkapelle. Bei Bedarf können diese beiden Räume jeweils über große Tore dem Hauptraum zugeschaltet werden.
Im Seitenflügel versammelten die Architekt*innen einen Gruppenraum mit großen Einbaumöbeln, modularen Sitzelementen und klappbaren Tischen. Der einstige Luftschutzbunker fungiert als Begegnungsstätte. Neben Bistro und Gemeindebüro sind hier etwa ein Second-Hand-Kinderladen, Lerngruppen für Flüchtlinge, Ausstellungen sowie ein muslimisches Frauencafé angeboten.
Die Baukosten werden bei einer Bruttogeschossfläche von circa 2.400 Quadratmetern mit rund sieben Millionen Euro angegeben, jedoch mit dem Hinweis, dass das Projekt aktuell noch nicht schlussgerechnet ist. (sbm)
Fotos: Brigida González
Zum Thema:
Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart richtete 2023 auch den Wettbewerb zum Umbau der nahegelegenen Brenzkirche gemeinsam mit der IBA’27 aus.
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