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06.05.2024

Fünf Minuten Vorsprung reichen

Zum Stand der KI-Debatte in Architektur und Planung


Arbeitserleichternde Versprechungen, reflexartiger Optimismus und sorgenvolle Blicke auf die Berufspraxis prägen derzeit die KI-Debatte in der Fachwelt. Wirkliche Expert*innen hört man wenige. Mit 10 Fragen und Antworten will die Bundesarchitektenkammer nun Orientierung geben.

Von Sophie Marthe


Laut einer Umfrage von Microsoft nutzt rund jede*r fünfte Büroangestellte in Deutschland künstliche Intelligenz bei der Arbeit. Interessanterweise geben jedoch mehr als die Hälfte (54,7 Prozent) der Befragten an, schlechte Kenntnisse zu haben. Der Wissensbedarf ist offensichtlich groß. Für Architekturbüros will die Bundesarchitektenkammer (BAK) nun „grundlegende Informationen und eine erste, praxisnahe Orientierung zum Thema geben“.

Rund 17 Monate nachdem der KI-Hype, mit der Veröffentlichung der kostenlosen Beta-Version von ChatGPT begann, erscheint eine „erste Orientierung“ etwas spät. Passend dazu verweist die BAK allerdings auf die konservative Einstellung der Branche gegenüber der Digitalisierung. Im Sinne dieses ersten Zurechtfindens fallen dann auch die Fragen und Antworten eher allgemein aus.

Interessant ist unter anderem die Frage sechs: „Wie sieht die Implementierung von KI-Systemen im Büro konkret aus und werden Schulungen erforderlich sein?“ Hier zählt die Antwort systemintegrierte Tools, neue Software und auch Inhouse-Entwicklungen auf. Die Frage, ob Schulungen notwendig sind, scheint dabei rhetorisch. Denn der fachliche Diskurs trägt das Thema KI derzeit eher vor sich her, als dass er die Chancen und Risiken ausreichend reflektiert und voranbringt.

Erfrischend ehrlich kommunizierte das Florian Scheible beim 17. AMM Symposium, das im April an der Hochschule Bochum stattfand. Dort berichtete der Architekt und Mitglied der ad hoc Gruppe KI sowie der Arbeitsgruppe Digitalisierung der BAK von der mühsamen Suche nach Referent*innen für das Weiterbildungsprogramm der Kammern. Zugleich warb er mit dem Argument, dass bereits ein Wissensvorsprung von „fünf Minuten“ ausreiche, um sich dafür zu qualifizieren.

Erwartungshaltungen und Ressourcen


Eine Eigenschaft des KI-Diskurses ist, dass er Menschen und Planer*innen in ganz unterschiedlichen Situation trifft. Während einige sich noch immer fragen, wozu die KI überhaupt nützlich ist, scheinen viele einem reflexartigen Optimismus verfallen oder in skeptischer Abwehr verfangen. Nur wenige Büros haben die Technologie bereits umfänglich erprobt und in ihre Arbeitsabläufe integriert. Das liegt jedoch nicht allein an der persönlichen Einstellung, sondern vor allem an den zur Verfügung stehenden Ressourcen vor allem kleinerer Büros.

Hierfür liefert die BAK eine Liste mit Anwendungsbereichen wie zum Beispiel Machbarkeitsstudien, Bestanderfassung und Schadensaufnahme und verweist auf restriktive Faktoren wie Datenschutz, Haftung und Urheberrecht. Für konkrete Anwendungsbeispiele lohnt die Videoaufzeichnung vom Fokusgespräch „Künstliche Intelligenz“, das die Bundesarchitektenkammer Ende 2023 gemeinsam mit der Architektenkammer Berlin organisierte.

„Es ist davon auszugehen, dass Architektinnen und Stadtplaner nicht von KI abgelöst werden“, schreibt die BAK in einer ihrer Antworten. Das klingt optimistisch und unsicher zugleich angesichts der Tatsache, dass KI umfangreiche Veränderungen für Architekt*innen und Planer*innen bereithält. Um dieser Entwicklung zu begegnen, braucht es einen offenen und produktiven Austausch, der gerne auch mal auf vollmundige Vortragstitel und Überschriften verzichten darf.


Zum Thema:

Die Baunetzwoche#622 erschien im Juni 2023 und widmete sich Künstlicher Intelligenz in der Architekturproduktion.


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Foto von Steve Johnson auf Unsplash

Foto von Steve Johnson auf Unsplash


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