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04.03.2024

Monolith aus Backstein

Kapelle in Cluj-Napoca von Tektum Arhitectura & Arta


In Cluj-Napoca, zweitgrößte Stadt Rumäniens und kulturelles Zentrum der Region Siebenbürgen, leben seit Jahrhunderten verschiedene Völker zusammen. Deutsche und ungarische Ortsnamen sind hier ebenso alltäglich wie das vielsprachige Stimmengewirr auf den Straßen. Auch die unterschiedlichen christlichen Konfessionen konnten weitgehend koexistieren – wenn auch unter schwereren Umständen während des kommunistischen Regimes. Neben der mehrheitlich orthodoxen Tradition ist auch die Evangelisch-Lutherische Kirche im Land vertreten.

Eindrücklich zeigt sich diese Vielfalt auf dem zentralen Friedhof Cimitirul Hajongard, der ab Ende des 16. Jahrhunderts knapp außerhalb der Stadtmauer entstand. Ein dichtes Konglomerat an historischen und neueren Grabstätten versammelt sich dort auf inzwischen engem innerstädtischem Raum in weitläufiger Hanglage. Vor einigen Jahren gab hier die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde den Neubau einer Kapelle in Auftrag, die einen maroden Vorgängerbau ersetzen sollte. Das Projekt konnte 2023 nach Plänen von Tektum Arhitectura & Arta (Cluj) fertiggestellt werden.

Teil der denkmalpflegerischen Auflagen war der Erhalt der klassizistischen Fassade zu einem der Eingänge hin. Darüber hinaus sollte ein größerer Vorplatz die Kapazitäten der Aussegnungshalle erweitern. Zusätzlich entstanden ein Kolumbarium im Untergeschoss sowie ein Obergeschoss, wo die Büroräume für einen kleinen Verein integriert sind, der das bauliche Erbe des Friedhofs verwaltet.

Tektum passte das Raumprogramm auf 317 Quadratmetern in die eng gefassten Grundstücksgrenzen zwischen Gräbern, Wegen sowie Nachbarbebauung ein. Die Architekt*innen schufen im Ergebnis eine langgezogene Struktur, die die geforderte Höhenentwicklung architektonisch inszeniert. Ein Kern aus Stahlbeton ist mit mattrotem Ziegelstein umhüllt. Dabei zieht sich das Material über die steil zum Glockenturm hin ansteigenden Dachflächen und alle Fassaden hinweg.

Filtermauerwerk inszeniert Öffnungen und lässt so manches Fenster orten. Oberhalb der erhaltenen, dunkelgrauen Schieferfassade zeichnet ein Gitter aus Steinen die Giebelform nach. Durch die dahinterliegende Turmverglasung und Ost-West-Ausrichtung fällt gegebenenfalls Sonnenlicht in die Halle und verleiht der Zeremonie eine zusätzliche Komponente. Der subtile Materialkanon wird ergänzt durch Eichenholz für Möbel und Vertäfelungen, Cortenstahl für das weite Vordach und Tor, Granit-Pflastersteine für den fließenden Übergang zwischen innen und außen sowie durch den allgegenwärtigen Sichtbeton. (sab)

Fotos: Alexandru Fleseriu 


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