London ist wie viele britische Städte für seine Reihenhäuser bekannt. Diese spezielle Wohntypologie vereint gewissermaßen die Vorzüge von Einfamilienhäusern mit denen des verdichteten Bauens. In London prägen sie ganze Viertel mit ihrer homogenen Taktung. Viele dürften sofort die Backsteinarchitektur viktorianischer Häuserzeilen vor Augen haben, die im 19. Jahrhundert entstanden. Damals mussten die britischen Industriestädte mit dem rasanten Bevölkerungswachstum umgehen und Reihenhäuser boten eine schnelle bauliche Lösung, um relativ viele Menschen auf möglichst wenig Raum unterzubringen.
Heute stehen die Bauten oftmals unter Denkmalschutz, insbesondere ihre Straßenfassaden. Neben dem Backstein werden diese von Elementen wie den typischen Bay Windows (symmetrische, trapezförmige Erkerfenster), von verzierten Giebeln oder den farbigen Türen charakterisiert. Auf der Rückseite hingegen, wo oft ein schmaler Garten anschließt, sind die Fassaden üblicherweise simpler gehalten.
Wer ein solches Reihenhaus umbauen oder erweitern möchte, muss sich also mit der Rückseite beschäftigen – denn hier gilt häufig kein Denkmalschutz. Neben dem äußeren Zusammenspiel von alt und neu scheint dabei deren Verhältnis im Inneren beinahe spannender zu sein. Zeigt sich der Übergang als harte Grenze oder homogener Raum? Wie wird die Bauphysik an der Schnittstelle gelöst? Und wurde die alte Außenwand abgebrochen oder integriert?
Manchmal ergibt sich auch eine willkommene Lücke im endlosen Reihenhaus-Gefüge. In diesem Fall haben Architekt*innen die Chance, eine neue Interpretation der Typologie vorzulegen. Wie die Beispiele aus dem Archiv der BauNetz-Meldungen zeigen, lehnen einige dennoch gerne an die historischen Vorbilder an.
Übrigens: In Großbritannien spricht man bei Reihenhäusern von „Terraced Houses“. Den Begriff „Row Houses“ verwendet man derweil in Nordamerika. (mh)
Bild: Terraced House in London von Office S+M. Foto: French + Tye