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27.02.2024

Freundlicher Fremdkörper

Schule bei Paris von r2k


In Frankreich wurden in letzter Zeit viele spannende Schulbauten errichtet. Einen so offensiven Bezug auf nordeuropäische Ideen, wie ihn r2k architectes aus Grenoble bei dem 2022 fertiggestellten Bildungshaus anführen, hätte man in der Pariser Banlieue trotzdem nicht unbedingt erwartet. Der Grund liegt im Team des Büros, das von Véronique Klimine und Olavi Koponen in französisch-finnischer Kooperation geleitet wird.

Noisy-le-Grand, östlich von Paris, markiert den Auftakt des Ville Nouvelle-Gebietes Marne-la-Vallée. In architektonischer Hinsicht bekannt ist es für die Espaces d’Abraxas von Ricardo Bofill und die beiden „Camemberts“, die Manuel Núñez Yanowsky im Rahmen seiner Arènes de Picasso-Bebauung an die Autobahn gesetzt hat: Runde Hochhäuser, die an Revolutionsarchitektur denken lassen. Die neue Schule liegt nur wenige hundert Meter von diesen massiven postmodernen Strukturen entfernt. Aber, wie nicht selten in der Banlieue, ist dort die Stimmung eine fundamental andere. Kleine Einfamilienhäuser fügen sich zu einem dichten Teppich vorstädtischer Gewöhnlichkeit.

In dieser Umgebung stellt die neue Schule von r2k einen freundlichen Fremdkörper dar. Schon allein durch ihre Grundfläche von 100 mal 50 Metern sprengt sie den Maßstab der Umgebung. Als kompakte Struktur ist sie zugleich jedoch keineswegs als typisch vorstädtische Schulanlage konzipiert. Vielmehr findet hier, auf einem Grundstück, das einst ebenfalls kleine Einfamilienhäuser beherbergte, eine konsequente Nachverdichtung statt. Das gilt auch für das Programm, ist doch nicht nur eine Grundschule samt Kindergarten entstanden, sondern auch ein Veranstaltungsraum mit externer Erschließung, ein Gymnastikraum, eine Sporthalle, eine Bibliothek und eine Kantine. Teile der Anlage stehen dabei auch der Gemeinde offen.

Der Neubau liegt am Hang und variiert zwischen ein bis vier Geschossen. Tiefe Grundrisse und viel Licht von oben, das teils durch Höfe und mehrgeschossige Erschließungsräume verteilt wird, geben dem Gebäude einen introvertierten Charakter. Im Sinne einer „nordischen Pädagogik“, wie sie die Architekt*innen verstehen, liegt der Fokus der Schule nicht auf Frontalunterricht, sondern auf der freien persönlichen Entfaltung. Entsprechend vielfältig gestalten sie auch die Innenräume der größtenteils als Holzkonstruktion errichteten Anlage.

Das Gebäude unterteilt sich primär in die Grundschule zur Straße und den Kindergarten im Mittelteil. Umlaufend angeordnete Klassenzimmer nehmen das gesamte Obergeschoss ein, und Schule wie Kindergarten haben einen eigenen Spielhof. Auch überdachte Freiluftlernbereiche gibt es und ein offener Umlauf belebt die Straßenfassade. Alle Fach- und Sonderräume liegen wiederum im Unter- beziehungsweise Gartengeschoss. Letzteres beherbergt auch die Kantine. Mit einer Gesamtgeschossfläche von 6.200 Quadratmetern lagen die Nettobaukosten bei 18,6 Millionen Euro. (sb)

Fotos: Jacques Merel


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