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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Schulsanierung_in_Antony_von_Mars_Architectes_8484070.html

23.01.2024

Aufgefrischtes Frühwerk Jean Nouvels

Schulsanierung in Antony von Mars Architectes


Die Mittelschule Collège Anne-Frank wurde 1980 in der Gemeinde Antony in der südlichen Peripherie von Paris errichtet. Sie gehört zu den frühen Werken von Pritzker-Preisträger Jean Nouvel, der sich kurz danach dem Institut du Monde Arabe in Paris widmete. Nach über 40 Jahren wurde die Schule, die eine Fläche von 7.572 Quadratmetern umfasst, renoviert und modernisiert. Die Planung übernahmen Mars Architectes aus Paris, die das Projekt im Jahr 2023 abschlossen und die Kosten auf 22 Millionen Euro beziffern. Auftraggeber war der Kollegialrat des Départments Hauts-de-Seine.

In einer 2002 erschienenen Monographie schreibt Olivier Boissière, das Schulhaus sei der Versuch einer kritischen Architektur, die die Absurditäten vorgegebener Systeme anprangere. Der Bau ebne den Weg für eine moderne Ästhetik, die ihre Quellen in der Avantgarde der zeitgenössischen Künste hat. Nouvel wählte aus einem landesweit vorgegebenen Baukastensystem für Schulbauten lediglich Balken, Pfosten und Fassadenpaneele aus und entwickelte daraus ein strenges Raster für Grund- und Aufriss. Weiter heißt es bei Boissière, Nouvel habe eine spielerische Umgebung geschaffen, die die Jugendlichen anstelle der Lehrer*innen in den Fokus nehme. Das zeigt sich in einer Fülle an dekorativen und grafischen Details wie den Mustern an den Fassaden, farbigen Neonröhren, fingierten dorischen Säulen, schwarz-weiß-gestreiften Pyramidendächer oder den Streifen auf dem Fußboden.

Mars Architectes standen vor der Herausforderung, notwendige bauliche Eingriffe vorzunehmen, ohne dabei den Charakter des Schulbaus zu verfälschen. Wesentlich war aufgrund eines übermäßig hohen Energieverbrauchs insbesondere die energetische und thermische Sanierung. Weil das Pfosten-Riegel-System der Sichtbetonkonstruktion Wärmebrücken aufwies, brachten die Architek*innen eine Außendämmung an, die sie mit Stahlgittern verkleideten. Die Fassadenpaneele in den Feldern des Betonrasters ersetzten sie mit einer zweischichtigen, vollständig verglasten Vorhangfassade, die die ursprüngliche Farbigkeit übernimmt. Außerdem wurden haustechnische Anlagen, insbesondere die Lüftung und Heizung erneuert.

Auch den Grundriss des Schulgebäudes, das sich aus einem Kopfbau und zwei Seitenflügeln zusammensetzt, passten die Architekt*innen an. Die Schulkantine wanderte ans Ende des Nordwestflügels, der Musikraum ins Erdgeschoss und die Räume des Schulleiters weg von der lauten Eingangshalle. Die Verbindungsstege in den Obergeschossen wurden reaktiviert und neue Zugänge zu den Lehrerwohnungen und weiteren Nutzungsbereichen geschaffen. Klassenräume, die sich einst an der nordöstlichen Hoffassade befanden, lösten die Planer*innen auf zugunsten breiter und natürlich belichteter Korridore.

Die dekorativen Elemente erhielten Mars Architectes nach eigener Aussage möglichst zahlreich, zudem legten sie die charakteristischen Betonkassettendecken wieder frei. Die insgesamt fünf schwarz-weiß gestreiften Pyramidendächer errichteten sie aus isolierten Stahlplatten komplett neu und bildeten die Streifen an der Innendecke aus Textil nach. Die Pyramiden markieren heute die Kantine, deren Küche, die Bibliothek sowie einen Studien- und einen Mehrzweckraum. Die übrigen Flachdächer wurden teilweise begrünt. (sbm)

Fotos: Nicolas Grosmond, Charly Broyez


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