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12.01.2024
Glasbläserei im Hinterhof
Berger+Parkkinen in Wien
Städtische Hinterhöfe bieten oft echte Überraschungen. So auch in der Martinstraße 28 im 18. Wiener Gemeindebezirk. Wer die Durchfahrt eines schlichten Geschosswohnungsbaus in der dicht bebauten Straße hinter sich lässt, steht vor einem privaten Grundstück, wie man es eher in suburbaner Lage erwarten würde. Eine breite Zufahrt führt durch einen schönen Garten auf zwei kleine Häuschen mit Steildächern zu, die offensichtlich dem Wohnen und Arbeiten dienen.
Das versteckte Ensemble inmitten der dichten städtischen Bebauung ist das Ergebnis eines Umbaus, den das Wiener Büro Berger+Parkkinen Architekten für den Glasbläser Robert Comploj realisiert hat. Der gebürtige Tiroler ist seit über zwanzig Jahren im Glashandwerk tätig. Seit 2017 lebt und arbeitet er in Wien. Seit letztem Jahr sitzt er nun mit Werkstatt, Ausstellungsraum und Büro sowie dem Wohnhaus für sich und die Familie im lauschigen Hinterhof.
Studio Comploj bietet insgesamt 850 Quadratmeter Bruttogrundfläche bei einer Grundstücksgröße von 1.360 Quadratmetern. Das Ensemble ist ein Umbau dreier Bestandsbauten, die die Architekt*innen als Häuser A, B und C bezeichnen. Das an allen Seiten umbaute Haus A ist von außen fast nicht zu sehen, aber das architektonisch markanteste Gebäude: eine Halle in Stahlbetonrahmenkonstruktion mit Oberlichtern, in der nun die Glasbläserwerkstatt liegt. Durch eine breite Glasschiebetür öffnet sich die Werkstatt an der südwestlichen Ecke zum grünen Innenhof. Das erlaubt Besucher*innen Einblicke in die Werkstatt und auf den Glasbläserofen.
Direkt anschließend liegt Haus B, das in erster Linie als Ausstellungsraum und Büro dient. Haus C steht etwas abseits und dient als privates Wohnhaus. Hier stockten die Architekt*innen einen eingeschossigen Flachbau auf und hüllten das gesamte Gebäude in eine bronzefarbene Metallfassade. Dass es sich etwas abweisend zeigt, passt zur privaten Nutzung direkt gegenüber dem öffentlichen Ausstellungsraum.
Die glatte Fassade des Wohnhauses steht paradigmatisch für den architektonischen Ansatz des Transformationsprojekts. Denn bis auf die offene Dachkonstruktion in der Werkstatt und den Holzdachstuhl in Haus B gab es nur wenig Bestand, der baulich so wertvoll gewesen wäre, dass er architektonisch herausgearbeitet wurde. Beim Studio Comploj geht es weniger um Denkmalschutz, sondern um die Revitalisierung profaner Gewerbebauten und einen praktischen Beitrag zum Thema „produktive Stadt“. (gh)
Fotos: Wolfgang Thaler
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