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12.12.2023
Glashaus im flandrischen Kasernenhof
Wohnblock von Atelier Kempe Thill in Hasselt
Im belgischen Hasselt haben Atelier Kempe Thill (Rotterdam) ein allseitig verglastes „Wintergartenhaus“ realisiert, das sich von den Backsteinfassaden des ihn umgebenden Bestands deutlich abhebt. Das Projekt bildet den Abschluss der städtebaulichen Entwicklung des Geländes der ehemaligen Herkenrodekaserne im Stadtzentrum.
2015 hatte die Stadt Hasselt, in der belgischen Provinz Limburg im östlichen Flandern gelegen, zu einem Wettbewerb für die Entwicklung des Areals eingeladen. Den ersten Preis gewann ein Planungsteam, bestehend aus Atelier Kempe Thill (Rotterdam), Abscis Architecten (Gent), UAU Collectif (Hasselt) und den Antwerpener Landschaftsarchitekt*innen LAND. Sie schlugen vor, den innerstädtischen Block umzubauen und nachzuverdichten. Dabei sollte sich der Entwurf am historischen Vorbild der mittelalterlich geprägten Stadt orientieren und durch neue räumliche, soziale wie ökologische Qualitäten ergänzt werden.
Die Blockrandbebauung wurde zum Teil zu Wohnungen umfunktioniert. Schadhafte Kasernenbauten wurden ersetzt, besser erhaltene durch Balkone und Durchgänge stärker zum ehemaligen Exerzierplatz im Blockinneren hin orientiert. Der neungeschossige Neubau von Atelier Kempe Thill befindet sich auf dem parkartig umgestalteten Areal des Hofraums. Er wurde 2022 fertiggestellt und ergänzt das Wohnungsangebot um weitere 50 Apartments auf einer Fläche von rund 7.500 Quadratmetern. Auf einer Grundfläche von 19 mal 33 Metern entstand im grünen Blockinneren ein kompakter, horizontal gegliederter Baukörper.
Erschlossen wird das Gebäude durch ein innenliegendes Treppenhaus und Aufzüge. Zwei Tiefgaragengeschosse nehmen Stellplätze auf. Die grundsätzliche Tragstruktur bilden die Fassaden und Kerne aus vorgefertigten Bauteilen sowie Ortbeton. Das ermögliche flexible Grundrisse. Die schon während des Baus verkauften Wohnungen wurden den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner angepasst. So entstanden individuelle Apartments mit Flächen zwischen 47 bis 190 Quadratmetern, was laut Architekt*innen auch für eine gewisse soziale Mischung sorgen soll.
Alle Wohnungen sind umschlossen von umlaufenden Balkonen mit schützenden Glaselemeneten. Ihre Tiefe beträgt 2,7 Meter an der West- und Ostseite und 1,7 Meter in Nord- und Südrichtung. Sie verbinden die Wohnungen mit dem grünen Außenraum und sorgen gleichzeitig für Privatheit im verdichteten Wohnquartier. Ab der fünften Etage besitzen die Wohnungen einen Panoramablick über die umgebende Dachlandschaft Hasselts. Zwei individuell als „Villen auf dem Dach“ gestaltete Penthäuser sind zudem mit großzügigen Dachterrassen ausgestattet. Die Baukosten betrugen rund 9,6 Millionen Euro.
Das Projekt strebt laut Architekt*innen „eine möglichst sinnfällige Kombination der oftmals als Widerspruch empfundenen Ambitionen Ökonomie, Komfort, Nachhaltigkeit, Flexibilität und Permanenz“ an. Demnach entstand hier „ein bezahlbares Idealmodell für städtisches Wohnen jenseits der Idee des sozialen Existenzminimums durch die strategische Verschmelzung von urbanen und suburbanen Qualitäten“, in das auch die Erfahrungen aus den Wohnungsbauprojekten des Büros in Vilfoorde, Bremen, Berlin oder Arnheim eingeflossen sind. (uav)
Fotos: ULRICH SCHWARZ, BERLIN
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