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21.11.2023

Filigran, aber robust

Museum und Gästehaus in New South Wales von Kerstin Thompson


Augenscheinlich radikal und doch zugleich sensibel mit Blick auf die örtlichen Gegebenheiten: Kerstin Thompson Architects (KTA) mit Sitz in Melbourne haben im vergangenen Jahr die Kunstinstitution Bundanon im Bundesstaat New South Wales um zwei neue Gebäude erweitert. Bei Bundanon handelt es sich um eine staatliche Einrichtung, die auf eine Initiative des Künstlerpaars Arthur und Yvonne Boyd zurückgeht. Insbesondere Arthur Boyd gilt heute als einer der wichtigsten australischen Maler des vergangenen Jahrhunderts.

Die Boyds hatten Anfang der 1990er Jahre in Form einer Stiftung ein knapp 1.000 Hektar großes Stück Land dem australischen Staat überlassen. Ursprünglich gehörte das Gelände zu einer Farm, deren Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert stammt und die die beiden Künstler*innen später unter anderem um ein Atelier ergänzten. Ende 1999 hatte dort dann Pritzker-Preisträger Glenn Murcutt zusammen mit Reg Lark und Wendy Lewin ein Bildungszentrum errichtet. Das malerisch gelegene Grundstück befindet sich in einer sanften Schleife des Shoalhaven-Flusses rund 170 Kilometer südlich von Sydney. Die Stiftung bietet ein umfangreiches Kunst- und Kulturangebot inklusive Arbeitsstipendien für Künstler*innen. Passend zur malerischen Umgebung liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf landschaftsbezogener Kunst.

Die neue Ergänzung von Kerstin Thompson Architects erweitert das bestehende Ensemble Richtung Westen und Norden. Entstanden ist ein kompaktes Kunstmuseum und ein rund 160 Meter langer Trakt mit Unterkünften, Seminar- und Aufenthaltsbereichen sowie einem Café. Dieser Trakt schiebt sich als leicht konstruierte Brücke spektakulär über die Landschaft hinweg. Was im Lageplan wirkt, als sei einfach der Bestand gespiegelt und skaliert worden, ergab sich laut des Teams um Architektin Kerstin Thompson aus einer Art Risikoanalyse der örtlichen Gegebenheiten. Immer wieder wurde die Anlage nämlich schon von Buschfeuern bedroht und von Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen. Und mit Blick auf den Klimawandel dürfte sich diese Ausgangslage eher noch verschlimmern.

Vom tiefergelegenen Parkplatz kommend, betreten Besucher*innen die Anlage über einen offenen Hof, von dem aus alle weiteren Teile erschlossen werden. Das neue Museum mit seiner Fassade aus Beton definiert eine Seite des Hofes. Nur wenige Öffnungen in den Wänden und im Dach erhellen das Innere, das somit gute Voraussetzungen für die Präsentation von Kunst und insbesondere Malerei bietet. Ein zugehöriges Lager für die Teils fragilen Arbeiten der Boyds und weiterer Zeitgenoss*innen wurde gut geschützt unterirdisch angeordnet.

Im Kontrast zum hellen Beton besteht die Brücke, die ebenfalls an den Hof andockt, aus einer dunkel gestrichenen Konstruktion aus Stahl und Holz. Die Architekt*innen nennen unter anderem sogenannte Bockbrücken aus dem 19. Jahrhundert als Vorbild, wie für viele von regelmäßigen Überflutungen bedrohte Gegenden typisch seien. Auch alte landwirtschaftliche Nutzbauten in dieser für australische Verhältnisse schon früh agrarisch geprägten Gegend kommen in den Sinn.

Im Inneren sind die ebenfalls in dunklen Farben gestalteten, als eigenständige Volumen unter dem Blechdach konstruierten Zimmer entlang eines Mittelgangs angeordnet. Dieser wird immer wieder von offenen gemeinschaftlichen Bereichen unterbrochen. Wie auch die Zimmer bieten diese spektakuläre Ausblicke auf die Umgebung. (sb)

Fotos: Rory Gardiner


Zum Thema:

Mehr zu Glenn Murcutt auch in der Baunetzwoche#426 über unbekannte Pritzker-Preisträger.


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