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31.10.2023
Konvex, konkav, robust
Umbau und Aufstockung in London von Henley Halebrown
Die De Beauvoir Town liegt rund um den gleichnamigen Platz in Londons östlichem Stadtteil Hackney. Neben viktorianischen Villen findet man hier auch einige ehemalige Industriebauten und Lagerhäuser. Seit einigen Jahren werden sie bevorzugt zu Büros und Kunstateliers entwickelt. Auch Henley Halebrown konnten direkt an der De Beauvoir Road ein solches Transformationsprojekt realisieren.
Das in London ansässige Büro plante hier Sanierung, Umbau und Aufstockung zweier benachbarter Industriegebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert. Dabei entstanden insgesamt knapp 2.500 Quadratmeter Studioflächen für Kreativunternehmen, die sowohl einzeln als auch als zusammenhängender Campus vermietet werden können. Auftraggeber war das Unternehmen The Benyon Estate, das zahlreiche Immobilien in De Beauvoir Town besitzt und verwaltet.
Die beiden Bauten mit Ziegelfassade sind als Blockrandbebauung direkt nebeneinander angeordnet und durch zwei Innenhöfe verbunden. Das Sanierungskonzept der Architekt*innen sah den größtmöglichen Erhalt der Bausubstanz vor. Der Umbau bestand im Wesentlichen darin, durch eine neue Raumordnung mehr Platz, Tageslicht und Luft in das Innere der Häuser zu bringen.
Im Zuge verschiedener An- und Umbauten war über die Jahrzehnte hinweg ein kleinteiliges Gewirr an Räumen entstanden, das Henley Halebrown teilweise zurückbauten. Mit Ergänzungen in Ortbeton und Low-Tech-Interventionen schufen sie offene, flexibel gestaltbare Raumsituationen und eine komplett neue Erschließung, bestehend aus zwei innenliegenden Treppenhäusern und einer Außentreppe. Ziel war ein robuster, wartungsarmer Bürokomplex.
Das Gebäude mit der Hausnummer 98 erhielt eine Treppe aus Beton, die in eine neue Struktur aus Ziegeln und Holz eingebettet wurde. Die Treppenläufe sind dabei als Halbbögen gegossen, die übereinander liegen.
In der Hausnummer 100 entstand eine „dekonstruierte“ Treppe. In Anlehnung an den US-amerikanischen Konzeptkünstler Gordon Matta-Clark ließen die Architekt*innen konkave und konvexe Öffnungen in die Bestandsholzböden schneiden und anschließend Stahltreppen einhängen. Zum rückseitigen Innenhof bildet eine schwarze Metallkonstruktion vor der Fassade durchgehende Loggien aus. An der Gebäudeecke windet sie sich eine weitere Treppe zum neu aufgesetzten Dachgeschoss empor.
Beide Häuser wurden um eine Etage aufgestockt. Bei Hausnummer 98 im vorderen Gebäudeteil mittels einer verglasten Stahl- und Holzkonstruktion, die im Westen durch eine vorgefertigte Loggia aus weißem Beton vor tief stehender Sonne geschützt ist. An der Gebäuderückseite wurde das bestehende Sheddach saniert und energetisch optimiert.
Auf dem Dach von Hausnummer 100 rahmt nun ein Pavillon einen schmalen Dachgarten, der nach Süden und zur Stadt hin ausgerichtet ist. Im Inneren ist diese Erweiterung durch eine Holzstruktur geprägt. Außen wurde sie mit schwarzem EPDM-Kautschuk ummantelt. (da)
Fotos: Nick Kane, David Grandorge
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