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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Doppelmoschee_in_Amsterdam_von_Marlies_Rohmer_840309.html

21.10.2009

Zwei unter einem Dach

Doppelmoschee in Amsterdam von Marlies Rohmer


Das Transvaal-Viertel gehört zu den Problemvierteln der niederländischen Hauptstadt. Der Bildungsstand ist niedrig, der Arbeitslosenanteil hoch, von den rund 10.000 Bewohnern zählen mehr als 52 Prozent zu den Allochtonen – also zu den Niederländern mit „nicht-westlichem Migrationshintergrund“, wie man in Deutschland sagen würde.

Hinzu kommt ein Gebäudebestand, der größtenteils über 100 Jahre alt und in keinem guten Zustand mehr ist. Daher befindet sich das Gebiet bereits seit Jahren in einem Zustand des großzügigen Umbaus, viele alte Gebäude werden abgerissen. Dadurch entsteht Raum für Naubauten, die sich nach den Bedürfnissen der aktuellen Einwohner richten können – so zum Beispiel mit moslemischen Gebetsräumen. Jüngst wurde dafür ein Neubau aus dem Büro Marlies Rohmer eröffnet, dem es offenbar gut gelingt, niederländische Bautraditionen mit den neuen Funktionen zu verbinden.

Die Architekten nennen ihr Projekt „Fusion“ und beschreiben es als „multifunktionales Gebäude als Zeichen einer hybriden Baukultur, die nach Synergien und einer neuen Ikonographie suchen muss.“ Auf rund 1.600 Quadratmetern sind zwei große Gebetsräume für die marokkanisch-islamische und die türkisch-islamische Gemeinde sowie Räume für Verwaltung und Fortbildung. „Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine marokkanische und eine türkische Gemeinde unter ein Dach gebracht werden“, so die Architekten. „Wir haben deswegen getrennte, kleinere Eingänge vorgesehen; diese sind aber dem gemeinsamen, monumentalen Haupteingang unter dem großen Fenster untergeordnet. Auch das zentrale Treppenhaus soll Begegnung und gegenseitigen Austausch ermöglichen.“

Im Grunde handelt es sich also um zwei Moscheen, die getrennt funktionieren können, aber nicht sollen. In der äußeren Gestaltung wiederum zeigen sich deutliche Bezüge zur Amsterdamse School, deren Stil viele Gebäude im Viertel prägt. Die verspielte Backsteinfassade, die sich zum Haupteingang hin öffnet und nachts das dahinter liegende Treppenhaus durchschimmern lässt, verknüpft die Doppelmoschee geschickt mit der Umgebung einerseits und den Ornamenten islamischer Bauten andererseits. „Ein gewisser Symbolismus ist unverzichtbar, will man die Identität einer Kultur zum Ausdruck bringen. Aber die Verbindung zur zeitgenössischen Architektur – in unserem Fall zur Amsterdamse School – kann zur Emanzipation und zum Selbstbewußtsein religiöser und kultureller Minderheiten in den Niederlanden beitragen.“ Und bemerkenswerterweise ohne große Kuppel und ohne Minarett.

Fotos: Luuk Kramer


Zum Thema:

Hintergrundinformationen zur Amsterdamer Schule im Baunetz Wissen Mauerwerk


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