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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Dorschner_Kahl_Architekten_und_Heine_Mildner_Architekten_in_Erfurt_8345809.html

13.09.2023

Wohnen für Generationen

Dorschner Kahl Architekten und Heine Mildner Architekten in Erfurt


Der nicht geschützte Begriff des Mehrgenerationenhauses taucht gerne mal im Zusammenhang mit flexiblen Raumkonstellationen oder vielfältigen Angeboten auf. Ob das Konzept als Wohnform tatsächlich gelingt, zeigt sich meist erst nach einer gewissen Nutzungsdauer. Vielversprechend scheint da ein fertiggestelltes Ensemble im Zentrum von Erfurt – allein schon aufgrund seiner programmatischen Mischung. Das mit 30 Millionen Euro Gesamtbaukosten angesetzte Projekt wurde infolge eines Realisierungswettbewerbs als Kooperation der Büros Dorschner Kahl Architekten (Leipzig/Dresden) und Heine Mildner Architekten (Dresden) sowie durch den Freiraumplaner Michael Simonsen (Wilsdruff) realisiert.

Im Auftrag der Johanniter-Unfall-Hilfe setzten die Planer*innen auf einer ehemaligen Brachfläche in unmittelbarer Nähe der Zitadelle Petersberg das Projekt namens AndreasGärten um. Es umfasst drei schlanke Wohnzeilen samt Räumen für einen ambulanten Pflegedienst und ein Therapiezentrum sowie in separaten Gebäuden eine Kapelle und eine Kita. Das kleine Quartier wird durch die grünen Zwischenräume und gemeinschaftlich nutzbare Flächen geprägt. Die Intention bestand darin, einen sozialen Ort zu schaffen, der verschiedene Wohnformen und Interaktion zwischen den Bewohner*innen bietet.

Rund 100 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe und Grundrissgestaltung reihen sich in den dreigeschossigen Zeilen aneinander, die versetzt angeordnet einen halböffentlichen Garten ausbilden. Den Übergang zum Außenraum puffern umlaufende Laubengänge auf allen Ebenen, die rundum ein filigranes, lebendiges Fassadenbild erzeugen. Unterirdisch sind die Häuser über eine Tiefgarage verbunden. Konstruktiv handelt es sich um einen Hybrid aus Stahlbeton für den Unterbau und die Erschließungskerne, Mauerwerk für das Erdgeschoss sowie vorgefertigte Brettsperrholzelemente für Wände und Decken in den Obergeschossen. 

Das Wohnangebot richtet sich an Familien, Paare oder Alleinlebende aller Altersklassen, die allermeisten Wohnungen sind durchgesteckt. In den Erdgeschossen finden neben zwei Pflegewohngemeinschaften für ältere Menschen auch Einrichtungen für soziale und medizinisch-therapeutische Dienste sowie ein gemeinsam nutzbarer Mehrzweckraum Platz. Teil des Ensembles ist zudem die kleine, oktogonale Kapelle St. Johannis sowie die Kita in der ehemaligen Waffenkammer der Zitadelle Petersberg am südlichen Rand des Areals.

Beim Bestandsbau der Kita handelt es sich um ein denkmalgeschüztes, klinkerbekleidetes Gebäude. Den gestalterischen Bezug zum Neubaukomplex stellten die Planer*innen über einen zweigeschossigen, hölzernen Anbau mit der gleichen Laubengangfassade wie die der Zeilen her. Einen essentiellen Teil der gesamten Anlage macht die abwechslungsreiche Freiraumgestaltung aus. Dazu gehören Obstgehölze, Großsträucher und Stauden im Garten, durch die der Grüngürtel rund um die Zitadelle vervollständigt wird. (sab)

Fotos: Philip Heckhausen



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