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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Erweiterung_des_Blindeninstituts_in_Regensburg_von_Georg_Scheel_Wetzel_8273120.html

23.06.2023

Orientiert am Hang

Erweiterung des Blindeninstituts in Regensburg von Georg Scheel Wetzel


Bereits im Jahr 2006 realisierte das Berliner Büro Georg Scheel Wetzel Architekten für die Blindeninstitutsstiftung Regensburg im westlich gelegenen Stadtteil Prüfening eine Schule samt Internat und heilpädagogischer Tagesstätte für rund 90 Kinder und Jugendliche. Der gestaffelte Baukörper wurde in die topografischen Gegebenheiten passend eingebettet. Um seine dezentral auf Stadt und Umland verteilten Einrichtungen an einem Standort zu bündeln, beauftragte die Stiftung die Architekt*innen 2019 mit der Erweiterung des Schulkomplexes um eine Wohn- und Förderstätte samt Therapiebereich für seh- und mehrfachbehinderte Erwachsene. In Jahr 2022 wurde diese nun für circa 12 Millionen Euro fertiggestellt. Auf 5.000 Quadratmetern Fläche beherbergt der Neubau vier betreute Wohngemeinschaften für jeweils sechs Personen, Räume zur Förderung und nachschulischen Unterstützung mit Bildungs- und Beschäftigungsangeboten für 42 Personen und einen Bereich für Individualtherapie.

Der zweiteilige Erweiterungsbau entstand auf der Fläche eines steilen und daher kaum nutzbaren Hanggartens in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bestandsgebäuden. Durch die einheitliche Materialität der Fassaden aus grau reduziertem Kohlebrandziegel – wie ihn die Architekt*innen auch bei ihrer Feuerwache in Tuttlingen verwendeten – bilden Bestand und Erweiterung klar erkennbar ein Ensemble. Auch konnten die verkehrliche Erschließung und die vorhandenen Flächen gemeinsam genutzt werden.

Entlang der Höhenlinien angeordnet, verbinden sich zwei zweigeschossige Baukörper über einen Sockel, der die Lage der vormaligen Stützmauer des Schulgartens einnimmt. Zwischen dem Neubau und den vorhandenen Schulgebäuden entstand ein von Wamsler Rohloff Wirzmüller FreiRaumArchitekten (Regensburg) gestalteter Landschaftsraum, der sich in den zum benachbarten Schlossareal Prüfening ausgerichteten Gartenhöfen fortsetzt.

Erschlossen wird das Gebäude über einen Vorplatz und mehrere Eingänge. Auf der Hangseite liegen im Erdgeschoss zwei tief eingeschnittene, geschützte Höfe, um die herum sich die Räume der Förderstätte organisieren. Funktional eng mit diesen verflochten, liegen die Wohnungen in den beiden Obergeschossen und bieten direkten Zugang zum durch den Sockelbau geschaffenen und als Dachgarten gestalteten Außenraum. Wie bereits bei der Schule sind alle Räume mit Blick auf die Wahrnehmungsmöglichkeiten sehbehinderter Menschen hin entwickelt. Die Raumorganisation erfolgt – ähnlich dem Pariser Blindenzentrum oder der Wohnheimerweiterung in Langnau – mittels rechtwinkliger Raum- und Wegesysteme. Hell-Dunkel Kontraste, ein Farbleitsystem sowie haptische Orientierungshilfen bilden die nutzerbezogene Signaletik. (uav)

Fotos: Stefan Müller


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