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08.05.2023
Schiefer am Waldrand
Ferienhaus bei Porto von Marta Brandao
Mit einer „clean slate“, also einer sauberen Schiefertafel beginnt man im Englischen, wenn man voraussetzungslos bei Null anfangen darf. Bei diesem Ferienhaus in der Nähe von Porto ging die Architektin Marta Brandão jedoch lieber den umgekehrten Weg. Ihr Ausgangspunkt waren laut Projektbeschreibung „aged slates“, alte Schieferplatten, die einst einen Getreidespeicher schützten. Letzterer war nur noch als Ruine vorhanden und durfte für einen Ersatzbau von ähnlicher Kubatur abgerissen werden.
Als Mitbegründerin des am Projekt beteiligten Unternehmens MIMA Housing kennt sich Brandão mit einfachen Konstruktionen aus. MIMA wurde 2011 gegründet, um mithilfe eines modularen Planungsbaukastens kostengünstige und architektonisch vielseitige Gebäude zu verwirklichen. Im Falle des als Granary, als Getreidespeicher bezeichneten Ferienhauses sind zwei große Schlafzimmer und ein Küchen- und Wohnbereich entstanden. Recht malerisch duckt sich das kompakte Volumen am Rand einer Wiese an karge Felsen und unter hohe Bäume. Am Haus vorbei führt ein alter Landwirtschaftsweg, der die Funktion des Vorgängerbaus erahnen lässt.
In gestalterischer Hinsicht lebt der Entwurf von der Kombination aus der dunklen Fassadenlattung und der helleren, natürlich belassenen Konstruktion des Schieferdachs. Auch die Rahmen der bodentiefen Fenster hinter dem verlatteten Umgang sind in einem natürlichen Ton gehalten. Diese Verlattung ist zum Teil beweglich ausgeführt. Zu den Holzoberflächen gesellt sich ein herausgeschobenes Volumen aus Beton, das im Erdgeschoss das Bad aufnimmt und im Obergeschoß Platz für eine kleine Terrasse mit Outdoor-Badewanne bietet.
Passend zur äußeren Reduktion des Volumens sind auch die Innenräume ziemlich minimalistisch gehalten. Die mineralischen Oberflächen von Böden und Wänden haben hier eine fast schon seidige Ausstrahlung. Sie verweisen allerdings auch auf einen Aspekt, der sich angesichts der hölzernen Hülle erst beim Blick auf die Pläne erschließt: Bei der Umsetzung kam konstruktiv letztlich mehr Beton zum Einsatz, als es zunächst scheinen mag. (sb)
Fotos: José Campos
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