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01.09.2009
Basisarchitektur
Pläne für Stadskantoor in Rotterdam präsentiert
Rotterdam genießt den Ruf, die fortschrittlichste und modernste Stadt der Niederlande zu sein – ein Ruf, der gelegentlich mit mutigen Neubauprojekten gefestigt werden muss. Angesichts der Vielzahl an neuen Projekten wird von offizieller Seite bereits von einem „zweiten Wiederaufbau“ gesprochen: In der Innenstadt sollen „Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung zusammenkommen“.
Dafür soll ein – vergleichsweise bescheidener – Neubau des Stadskantoor (Sitz der Stadtverwaltung) nun sogar das „Symbol“ werden. Dafür wird ein Anbau aus dem Jahr 1977 an das Stadstimmerhuis vollständig abgerissen. In der Ausschreibung wird er als „ineffizient, unschön und unübersichtlich“ bezeichnet. Das neue Gebäude hingegen soll eine „mutige und ambitiöse“ Architektursprache sprechen.
2002 war bereits ein offener Ideenwettbewerb für das Gebäude ausgelobt (siehe BauNetz-Meldung vom 8. März 2002), dessen Ergebnisse nun „Inspiration“ für die fünf Teilnehmer des aktuellen Wettbewerbs sein sollten.
Im Mai 2009 waren fünf Arbeitsgemeinschaften aufgefordert worden, ihre Vision für ein solches Gebäude zu präsentieren: O.M.A. (mit abt), SeARCH (mit Christian Müller), Meyer en van Schoten (mit Architectenbureau Fritz), Claus en Kaan sowie Mecanoo (mit Kassmann.deJong und Wubbo Ockels). Alle Entwürfe wurden gestern öffentlich vorgestellt und sind noch bis zum 13. September 2009 im Niederländischen Architekturinstitut NAi zu sehen, anschließend (bis zum 20. September) im Informationszentrum der Stadt.
Denn das Gebäude soll nach dem Willen der Stadt ein „Gebäude sein, auf das die Rotterdamer stolz sein können.“ Deswegen sollen die Einwohner der Stadt nun ihre Meinung zu den Entwürfen abgeben, über das Internet oder direkt in den Ausstellungen. Versuche, eine breite Öffentlichkeit an den architektonischen Entscheidungen zu beteiligen, gab es in den (stets diskussionsfreudigen) Niederlanden schon öfter.
In Rotterdam allerdings wird von den Entwürfen wenig mehr gezeigt als das Modell und einige Renderings, deren Aussagekraft durchaus zu hinterfragen ist. Auf der Internetseite finden sich dazu noch gewohnt blumige Erläuterungstexte. Wie soll man sich nun eine „Meinung“ darüber bilden? Eine öffentliche Präsentation der Pläne durch die Architekten ist jedenfalls nicht vorgesehen. Dementsprechend lauwarm sind die bislang abgegebenen Meinungen dann auch: „Eigentlich ziemlich funky“, „ein Gebäude zum Genießen“, „echt ein bizarres Ding“ oder „gut“. Was mit diesen „Meinungen“ genau geschehen soll, ist sowieso undeutlich. Immerhin: es gibt fünf Sitzsäcke zu gewinnen, die – Stichwort: nachhaltig – aus den Materialien der fünf Ausstellungsdisplays hergestellt werden. Nach der Ausstellung natürlich.
Im Oktober 2009 entscheidet dann eine professionelle Jury. So weit zu den neuesten Gehversuchen der Architektur in Sachen Basisdemokratie.
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