Die prominentesten Bauwerke des französischen Architekten Dominique Perrault, der am 9. April 2023 70 Jahre alt wird, liegen schon etwas länger zurück. Bekannt geworden ist er in den 1980er und 1990er Jahren mit großmaßstäblichen Gebäuden, die zwar einfach in der Geometrie, aber unkonventionell in der städtebaulichen Setzung sind. Zwei Kategorien treten dabei hervor: Landmarken von immenser Größe und Bauten, die trotz ihres Maßstabs unscheinbar sein wollen. Zu ersteren zählt die Französische Nationalbibliothek in Paris (1995) mit ihren vier rechtwinkligen Ecktürmen auf einem riesigen Sockel. Zu letzteren die eingegrabenen Volumen des Velodroms und der Schwimm- und Sprunghalle in Berlin (1999).
Perrault darf zur Riege der Stararchitekten gerechnet werden. Sein Büro Dominique Perrault Architecture gründete er bereits 1981 im Alter von 28 Jahren in Paris. Im Archlab-Interview erklärte er 2008, dass es ihm in der Architektur zuvorderst um den leeren Raum als „Baustoff“ der Architektur gehe. Dabei skizzierte er den Entwurf der EWHA Womens University in Seoul, die sich der Umgebung hauptsächlich als Dachlandschaft mit schluchtartiger Passage in ihrer Mitte zeigt.
Zum Markenzeichen dürften allerdings die schimmernden Fassaden aus Glas und Metall geworden sein – nicht selten auch in Gold. So etwa bei einem Pavillonumbau für das Schloss Versailles oder einer Tribüne für die berühmte Pariser Pferderennbahn Longchamp. Ansonsten spielt bei Perrault häufig das Thema der Bewegung eine gestaltprägende Rolle. Mal im wörtlichen, mechanischen Sinne wie beim Tenniszentrum Caja Magica in Madrid, dessen große Dachscheiben sich verschieben und schließen lassen. Mal rein visuell in der Fassade. Beispielsweise ist in der Wiener Donaucity ein Hochhaus in Form einer vertikalen gläsernen Welle zu begutachten – und in Madrid sind es zwei Fußgängerbrücken in Spiralform.
Seit längerer Zeit gehören auch Um- und Weiterbauten zum Portfolio von Perrault Architecture. In Paris arbeitete das Büro bei einem Postgebäude aus dem 19. Jahrhundert das eindrucksvolle Tragwerk aus Stahl und Gusseisen heraus und brachte an anderer Stelle neun hexagonale Türme aus den 1970er Jahren mit Aluminium-Paneelen und LED-Lichtern zum Glänzen. Gleich mehrfach erweitert hat das Büro den EU-Gerichtshof in Luxemburg (2008 und 2019) – standesgemäß mit viel Glas und Gold. (mh)
Bild: EU-Gerichtshof in Luxemburg. Foto: Dominique Perrault Architecture