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20.02.2023
Wohnen auf dem Kirchberg
amann-canovas-maruri und AMM arquitectura in Luxemburg
Das Kirchberg-Plateau im nordöstlichen Stadtgebiet von Luxemburg beherbergt nicht nur zahlreiche wichtige EU-Institutionen wie den Europäischen Gerichtshof, Banken und Behörden, die neue Nationalbibliothek und das Kunstmuseum MUDAM – mit Bauten von Ieoh Ming Pei, Christian de Portzamparc, Gottfried Böhm, Richard Meier und vielen anderen bekannten Büros bildet es auch ein Schaufenster für zeitgenössische Architektur.
Zugleich ist der Kirchberg ein riesiges Wohnentwicklungsgebiet unter Bauherrschaft des Fonds Kirchberg, einer Behörde, die dem Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten untersteht. Die Priorität liegt dabei auf erschwinglichem Wohnraum. Eines der kürzlich fertiggestellten Projekte stammt von zwei Büros aus Madrid, die 2013 den Wettbewerb für das Baufeld Kiem West 1 gewannen: amann-canovas-maruri, die auch unter dem Namen Temperaturas Extremas Arquitectos auftreten und AMM arquitectura der beiden Partner Adelino Magalhaes und Denis Calle Facal.
Das Team projektierte einen Gebäudekomplex aus sechs frei stehenden Volumen mit einer Bruttogrundfläche von rund 16.000 Quadratmetern, davon circa 10.000 Quadratmeter reine Wohnfläche. Der die Bauten umgebende Park wurde vom Lissaboner Landschaftsarchitekturbüro PROAP gestaltet. Es entstanden insgesamt 96 vom Staat Luxemburg subventionierte Wohneinheiten, die über ein Auswahlverfahren mit Einkommensgrenze verkauft wurden. Die Baukosten werden von den Architekt*innen mit 30 Millionen Euro in den Kostengruppen 300 und 400 angegeben.
Die Wohnanlage tritt mit zwei verschiedenen Gesichtern auf: An der Rue Simone de Beauvoir liegen drei fünfgeschossige Punkthäuser in kühl-minimalistischer Metalloptik. Die aus Stahlwellprofilen bestehenden Fassaden sind mit perforierten Klapp-Schiebeläden ausgestattet, die als Sonnen- und Sichtschutz dienen und das auf den ersten Blick hart und technisch wirkende Erscheinungsbild spielerisch auflockern. Hinter diesem Auftakt erstrecken sich drei langgezogene Riegel mit je vier Geschossen. Durch eine Verkleidung mit sägerauher, unbehandelter Lärche im unteren Bereich wirken diese Volumen wesentlich natürlicher und schaffen einen weichen Übergang zum Park.
Die Grundrisse bieten eine typologische Vielfalt. Die straßenseitig liegenden Wohnungen haben ein bis drei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer über Eck mit Loggia. Das oberste Geschoss ist als Staffelgeschoss mit Maisonettewohnungen ausgebildet. Maisonettewohnungen dominieren auch die Riegelbauten: Diese sind von außen erschlossen und haben einen kleinen Garten. In den beiden oberen Stockwerken liegen klassische Geschosswohnungen mit Südbalkonen. Die Wohnungen im mittleren Baukörper sind als doppelt gestapelte Maisonetten angelegt. Während die unteren ebenfalls von außen erschlossen werden, erreicht man die oberen über ein gemeinsames Treppenhaus und einen offenen, außen liegenden Laubengang, der auch durch eine frei vor der Fassade hängende Fluchttreppe zugänglich ist. (da)
Fotos: Miguel Fernández-Galiano Rodriguez
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