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11.01.2023
Spielzeugburg mit Korkmantel
Schule in Madrid von Andrés Jaque
Auch wenn die Projekte des spanischen Architekten Andrés Jaque auf den ersten Blick ausgesprochen verspielt und leicht schräg anmuten, will er sie – wie der Name seines Madrider Büros Office for Political Innovation schon sagt – zugleich als gesellschaftspolitische Statements verstanden wissen. So entwarf der Friedrich-Kiesler-Preisträger beispielsweise 2015 eine temporäre Installation für das New Yorker Kunstmuseum PS1, die nicht nur als einladende Kulisse für dessen Sommerprogramm fungierte, sondern zugleich als Kläranlage die Verknappung der Ressource Wasser thematisierte.
Nun haben Jaque und sein Team im wohlhabenden Madrider Norden ein Schulgebäude realisieren können. Das ausdrucksstarke Gestaltungskonzept ist von den Ideen der Reggio-Pädagogik inspiriert: Die in den 1970er Jahren von Loris Malaguzzi in der italienischen Stadt Reggio Emilia entwickelte Erziehungsphilosophie betrachtet Kinder als kompetente Forscher*innen und stellt ihr selbst gesteuertes Erkunden und Experimentieren in den Mittelpunkt. Diesem Gedanken folgen die Architekt*innen, indem sie mit einem vielschichtigen und komplexen Bauwerk – das sie als „Multiversum“ und „Ökosystem“ bezeichnen – kindliche Kreativität und Entdeckungsdrang anregen wollen.
Die optisch an eine Spielzeugburg erinnernde Schule steht im Stadtviertel El Encinar de los Reyes. Der sechsgeschossige Baukörper zeichnet sich durch die vertikale Stapelung seiner Funktionen und ein reiches Repertoire geometrischer Formen aus, darunter Bullaugenfenster, weite Rundbögen aus Beton, Satteldachreihen und Dreiecksfiguren. An den senfgelben Fassaden kam das Material Kork zum Einsatz – die gut vierzehn Zentimeter dicke Ummantelung sorgt nicht nur für thermische Isolierung, sondern auch für ein äußerst haptisch und organisch wirkendes Erscheinungsbild. Sie reduziert den Energieverbrauch des Gebäudes um 50 Prozent und soll mit ihrer unregelmäßigen Oberfläche zum potenziellen Lebensraum für Mikroorganismen, Pflanzen und Pilze werden.
Innen ist die Schule als vertikales Dorf organisiert, und mit jeder Etage nimmt das Alter der hier Lernenden zu. Während sich das teils im Boden versenkte Unter- und das Erdgeschoss stark auf den umgebenden Außenraum beziehen, gruppieren sich die Klassenräume in den beiden obersten Stockwerken um ein üppig bepflanztes Atriumgewächshaus und verschiedene Innengärten. Mittelpunkt des dritten und vierten Geschosses ist eine acht Meter hohe und mehr als 450 Quadratmeter große Halle, die als Agora und Hauptversammlungsraum dient. Das gesamte Innere zeichnet sich zudem durch eine radikale Reduktion aufs Wesentliche aus: Es gibt keine Verkleidungen, keine abgehängten Decken, keine hinterlüfteten Fassaden. Die damit einhergehende Sichtbarkeit von Konstruktion und Gebäudetechnik soll bei den jungen Entdecker*innen die Neugier wecken. (da)
Fotos: José Hevia
Nun haben Jaque und sein Team im wohlhabenden Madrider Norden ein Schulgebäude realisieren können. Das ausdrucksstarke Gestaltungskonzept ist von den Ideen der Reggio-Pädagogik inspiriert: Die in den 1970er Jahren von Loris Malaguzzi in der italienischen Stadt Reggio Emilia entwickelte Erziehungsphilosophie betrachtet Kinder als kompetente Forscher*innen und stellt ihr selbst gesteuertes Erkunden und Experimentieren in den Mittelpunkt. Diesem Gedanken folgen die Architekt*innen, indem sie mit einem vielschichtigen und komplexen Bauwerk – das sie als „Multiversum“ und „Ökosystem“ bezeichnen – kindliche Kreativität und Entdeckungsdrang anregen wollen.
Die optisch an eine Spielzeugburg erinnernde Schule steht im Stadtviertel El Encinar de los Reyes. Der sechsgeschossige Baukörper zeichnet sich durch die vertikale Stapelung seiner Funktionen und ein reiches Repertoire geometrischer Formen aus, darunter Bullaugenfenster, weite Rundbögen aus Beton, Satteldachreihen und Dreiecksfiguren. An den senfgelben Fassaden kam das Material Kork zum Einsatz – die gut vierzehn Zentimeter dicke Ummantelung sorgt nicht nur für thermische Isolierung, sondern auch für ein äußerst haptisch und organisch wirkendes Erscheinungsbild. Sie reduziert den Energieverbrauch des Gebäudes um 50 Prozent und soll mit ihrer unregelmäßigen Oberfläche zum potenziellen Lebensraum für Mikroorganismen, Pflanzen und Pilze werden.
Innen ist die Schule als vertikales Dorf organisiert, und mit jeder Etage nimmt das Alter der hier Lernenden zu. Während sich das teils im Boden versenkte Unter- und das Erdgeschoss stark auf den umgebenden Außenraum beziehen, gruppieren sich die Klassenräume in den beiden obersten Stockwerken um ein üppig bepflanztes Atriumgewächshaus und verschiedene Innengärten. Mittelpunkt des dritten und vierten Geschosses ist eine acht Meter hohe und mehr als 450 Quadratmeter große Halle, die als Agora und Hauptversammlungsraum dient. Das gesamte Innere zeichnet sich zudem durch eine radikale Reduktion aufs Wesentliche aus: Es gibt keine Verkleidungen, keine abgehängten Decken, keine hinterlüfteten Fassaden. Die damit einhergehende Sichtbarkeit von Konstruktion und Gebäudetechnik soll bei den jungen Entdecker*innen die Neugier wecken. (da)
Fotos: José Hevia
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