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28.11.2022

Amtsscheune im Klostergefüge

Verwaltungsbau in Zarrentin von ppp architekten + stadtplaner


Die Kleinstadt Zarrentin am Schaalsee im Westen Mecklenburg-Vorpommerns entwickelte sich um ein 1250 gegründetes Zisterzienserinnenkloster. Das nur noch in Fragmenten bestehende, am Seeufer gelegene Gebäudeensemble der ursprünglich geschlossenen, leicht trapezförmigen Klosteranlage ist heute Teil des historischen Ortskerns. Dazu gehören der sanierte Ostflügel des Klosters, Teile des ehemaligen Kreuzgangs, die Pfarrkirche, das historische Rathaus sowie die als Museum genutzte Klosterscheune. An der Stelle des baufällig gewordenen ehemaligen Amtsviehhauses entstand 2019 bis 2021 ein Neubau von ppp architekten + stadtplaner (Lübeck), der die dringend benötigten Räume der Amtsverwaltung aufnimmt. Der Bau der neuen „Amtsscheune Zarrentin“, der sich städtebaulich und architektonisch in den historischen Kontext einfügt, ging als Gewinnerentwurf aus einem 2016 vom Amt Zarrentin ausgeschriebenen Wettbewerb hervor.

Ziel war es, unter Bezugnahme auf das denkmalgeschützte mittelalterliche Ensemble einen funktionalen Bau zu schaffen, bei dem auch energetische Aspekte berücksichtigt werden. Das neue Gebäude greift die Form des länglichen Vorgängerbaus auf und fügt sich mit der Stirnseite in die Klosteranlage ein. Ähnlich wie bei dem Empfangs- und Ausstellungsgebäude des Volkskundemuseums in Molfsee von ppp architekten lässt sich auch bei dem Bau in Zarrentin die Neuinterpretation historischer Formen als prägendes Element ausmachen. Gleichzeitig besitzt es durch seine Materialität – vorgehängte Ziegelplatten, die sich über Außenwände und Dachflächen ziehen – sowie den Rhythmus der Fassaden – Fensterpaare und im Dachgeschoss Gaubenkonstruktionen aus Cortenstahl – eine große Eigenständigkeit. Die Bruttogrundfläche umfasst rund 1.200 Quadratmeter.

Da die Nutzung regenerativer Energien ausdrücklich erwünscht war, die Auflagen der Denkmalpflege jedoch reflektierende Oberflächen in sichtbaren Bereichen ausgeschlossen hatten, schufen die Architekt*innen eine auf dem gekappten Halbwalmdach aufsitzende Fläche, die – mit transluzenten Photovoltaik-Modulen belegt – noch zusätzliche natürliche Belichtung im Dachgeschoss ermöglicht. Die Baukosten beliefen sich laut Angaben auf 3,6 Millionen Euro.

Die Amtsscheune Zarrentin erhielt den Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2022 in gleich zwei Kategorien. Neben dem Preis für die Architektur ging die Auszeichnung in der Kategorie Technische Gebäudeausrüstung an die Planungsgruppe KMO Ingenieurgesellschaft (Eutin) für die Planung eines „Nahezu-Null-Energiegebäudes“. (uav)

Fotos: Stephan Baumann, Daniel Sumesgutner


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