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08.08.2022
Schatten zum Benutzen
Studio in der Normandie von Didier Faustino
Die dörfliche Gemeinde mit dem wunderbar langen Namen Saint-Langis-lès-Mortagne liegt etwa 150 Kilometer südwestlich von Paris. Sie zählt gerade mal 900 Einwohner*innen und befindet sich am Rande des malerischen Naturparks Perche. Am Dorfrand konnte der Pariser Künstler Jean-Luc Moulène ein kleines Baugrundstück erwerben, das als landwirtschaftliche Nutzfläche zu einem alten Bauernhof gehörte. Er engagierte den befreundeten Architekten Didier Fiúza Faustino (Lissabon/Paris), der in der ländlichen Abgeschiedenheit ein Atelier für den Künstler entwarf.
Seinen Entwurfsprozess beschreibt Faustino so: „Jean-Luc durchläuft jeden Tag verschiedene Phasen in seiner Arbeit. Von 6 bis 8 Uhr zeichnet er, ab 9 fertigt er Modelle und so weiter. Es ist wie eine spezielle Choreografie. Mein Ziel war es also, einen Raum zu schaffen, der es erlaubt, sich für die unterschiedlichen Tätigkeiten jeweils adäquat anzupassen.“ So entstand ein kleines Gebäude, das sich aus einer Serie von fünf identischen Volumen zusammensetzt. Jedes dieser Volumen ist exakt vier Meter breit und ragt bis zu acht Meter in die Höhe. Wie schmale Scheiben stehen sie nebeneinander.
Nach Norden hat jede Scheibe ein Dachfenster mit einer matten Folie, durch die das Tageslicht im Inneren gleichmäßig verteilt wird. Da die Scheiben gegeneinander versetzt sind, entstehen an fünf Stellen unterschiedliche Ein- und Ausgangssituationen. So werden verschiedene Routen durch das Haus und die Umgebung gezeichnet, wodurch die diversen Arbeitsprozesse unterstützt werden. Im Inneren liegt ein offener Raum von 265 Quadratmetern, der locker in mehrere Arbeitsbereiche mit offenen Zwischenzonen eingeteilt ist. Es gibt Lagerbereiche für die Materialien, Werkstattbereiche für das Arbeiten mit Maschinen oder mit der Hand sowie intimere Räume für konzentrierteres Arbeiten, Lesen und Denken. In der Mitte führt eine Wendeltreppe hinauf zu einem Zwischengeschoss mit weiteren 100 Quadratmetern Fläche.
Die Konstruktion besteht aus einer Holzrahmenbauweise mit einem Betonfundament. Die Holzrahmen wurden außen mit einer Gummimembran bezogen. „Diese schwarz und matte Haut lässt das Gebäude wie einen Schatten wirken“, so beschreibt es der Architekt selbst, „und erlaubt es, in der Umgebung zu verschwinden. Es ist eine Konstruktion, die nicht dafür da ist, gesehen, sondern nur genutzt zu werden.“ (fh)
Fotos: David Boureau
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