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21.07.2022

Klein und monumental

Atelier EGR Architectes in Südfrankreich


Die Kapelle Saint-Roch in Biot, ein Bergdorf rund 30 Kilometer westlich von Nizza, stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und wurde laut einem Reiseportal dem Heiligen Rochus gewidmet, um den Ort vor Pest-Epidemien zu schützen. Soweit der Aktualitätsbezug. In unmittelbarer Nähe des historischen Monuments befindet sich auch das Rathaus der Gemeinde, die nun eine räumliche Erweiterung erfuhr und gleichzeitig einen öffentlichen Platz in der Verlängerung des Denkmals generierte.

Die Idee zu dem öffentlichen Platz sowie die monumental anmutende, neoklassizistisch angehauchte Fassade des Erweiterungsbaus stammt vom jungen Büro Atelier EGR Architectes (Marseille). Dieses existiert bereits seit 2013, wobei der Gründer Frédéric Einaudi erst kürzlich im Wettbewerb Europe 40 under 40 ausgezeichnet wurde. Die Räume, darunter ein neuer Sitzungssaal für die Gemeidevertreter*innen, gruppieren sich auf zwei in den steilen Hang versenkte Ebenen. Das Dach der insgesamt 1,55 Millionen Euro teuren Ergänzung, die monolithisch in hellem Sichtbeton ausgeführt wurde, bildet einen rechteckigen Freiplatz aus und erweitert so auch die Erfahrbarkeit des Monuments auf dessen Rückseite.

Der zeitgenössische Bau zitiert detailreich historische Stilelemente. So mündet etwa die symmetrisch ausgebildete, nach Nordosten gerichtete Fassade mit Kolonnaden, Portalgewänden und flankierenden Freitreppen in einen überhöhten Pavillon, der die Aussichtsplattform rahmt. Gleichzeitig kaschieren die schmalen Stützen hier einen gläsernen Aufzugschacht, dessen Position laut Architekt*innen einer Campanile gleicht. Im Inneren inszeniert ein Lichthof das steinige Gelände an der Schnittstelle des Neubaus zum Hang an der Kapelle. In die Plattform wiederum sind punktuell Pflastersteine aus Glas gesetzt, die durch Verbindungslinien Sternbilder nachahmen. Das Werk des Künstlers Luca Mengoni weist in das Glas integrierte blaue Farbpigmente sowie ein phosphoreszierendes Pulver auf, wodurch die Installation in der Dunkelheit leuchtet. (sab)

Fotos: Giaime Meloni


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