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16.06.2022

Lotuswurzel für Budapest

Haus der Musik von Sou Fujimoto Architects


Aus der Vogelperspektive sieht es aus wie der löchrige Hut eines Riesenpilzes, von unten betrachtet präsentiert es sich als goldenes Firmament – das Haus der Musik im Budapester Stadtpark beeindruckt mit einem spektakulären perforierten Dach, das wie ein abstrakt-surrealer Bestandteil des umgebenden Wäldchens erscheint. Eröffnet hat das von Sou Fujimoto Architects (Tokio) entworfene Kulturgebäude, das der europäischen, insbesondere jedoch der ungarischen Musik gewidmet ist, schon im Januar 2022. Die Pläne des Neubaus wurden allerdings erst jetzt öffentlich gemacht.

Das bereits viel besprochene Bauprojekt steht im Kontext einer seit Jahren von Regierungschef Viktor Orbán und seiner Partei Fidesz vorangetriebenen Transformation des Stadtparkgeländes Liget in ein groß angelegtes Museumsquartier. Die örtliche Konzentration mehrerer prominenter kultureller Institutionen in publikumswirksamen Neubauten soll die touristische Attraktivität der ungarischen Hauptstadt erhöhen, der Ort zum kulturpolitischen Aushängeschild der rechtspopulistischen Regierung werden. Das Liget-Vorhaben hat in Ungarn kontroverse Diskussionen und zahlreiche Proteste ausgelöst. Nicht zuletzt wird die Zubetonierung des wichtigen Naherholungsgebiets kritisiert, auch Gergely Karácsony, der grün-liberale Bürgermeister von Budapest, stemmt sich energisch dagegen und stoppte 2019 alle noch nicht begonnenen Neubauprojekte.

Sou Fujimoto Architects haben immerhin versucht, ihren 9.000-Quadratmeter-Bau so subtil und verträglich wie möglich in den Stadtwald einzubetten. Er steht auf einer ohnehin bereits bebauten Fläche, die zuvor hier befindlichen baufälligen Hungexpo-Gebäude wurden abgerissen. Dank des organisch geformten Daches und seiner kraterartigen Öffnungen konnten etliche umstehende Bäume erhalten bleiben, und auch mit seiner Höhe bleibt der Baukörper unterhalb der Baumkronen. Die großen Glasfassaden, bestehend aus 94 maßgefertigten, wärmeisolierten Paneelen mit teils fast zwölf Metern Höhe, verwischen die Grenze zwischen innen und außen. In seinen Tiefen wird der Bau über zahlreiche Lichtschächte erhellt.

Bei der Konzeption der weitläufigen wellenförmigen Dachstruktur orientierte sich Fujimoto nach Angaben des Büros zum einen am Erscheinungsbild einer Lotuswurzel, zum anderen an Schallwellen. Angesichts des ursprünglichen Entwurfs in zurückhaltend-minimalistischem Weiß, der 2015 den internationalen Wettbewerb gewann, überrascht nun allerdings die überbordende dekorative Ornamentik an der abgehängten Decke: Getragen von einer wabenförmigen Stahlkonstruktion schimmern hier effektvoll 30.000 goldfarbene Metallblättchen, die das Laubdach eines Waldes simulieren sollen. Zweifellos haben die Bauherren von Liget Budapest bei dieser doch stark ins Gewicht fallenden gestalterischen Planänderung ein Wörtchen mitgeredet.

Was verbirgt sich nun unter diesem eindrucksvollen Baldachin? Auf drei Hauptebenen, die durch eine breite Wendeltreppe verbunden sind, dreht sich alles um Musik: Der unterirdische Bereich beherbergt eine interaktive Ausstellung zur Musikgeschichte, unter anderem befindet sich hier ein sogenannter Sound Dome, eine halbkreisförmige 3D-Klangkuppel, inspiriert von einem Kugelauditorium des Komponisten Karlheinz Stockhausen für die Expo in Osaka 1970. Das Erdgeschoss umfasst neben einem großzügigen Foyer einen Konzertsaal mit 320 Plätzen, einen kleineren Hörsaal und eine Open-Air-Bühne. In der geschosshohen, fensterlosen Dachkonstruktion liegen Büros sowie pädagogische Funktionen, darunter Studioräume, Bibliothek und ein Archiv. (da)

Fotos: Palkó György


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