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03.06.2022
Vor den Büschen an der Ilm
Toilettenhäuschen in Weimar von Naumann Wasserkampf
Ende April eröffnete im historischen Park an der Ilm in Weimar ein neues Haus – genauer: ein Häuschen, noch genauer: ein Toilettenhäuschen. Dass eine solche Funktionsarchitektur – und sei sie noch so klein – in der weltberühmten Parklandschaft nicht von der Stange kommt, sondern mit Liebe zum Detail von Architekt*innen durchgeplant wurde, ist mehr als begrüßenswert. Immerhin ist die Parkanlage Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“, das seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Verantwortlich für den Entwurf zeichnen Naumann Wasserkampf Architekten. Bauherrin des Toilettenhäuschens ist die Klassik Stiftung Weimar. Susanne Dieckmann (Abteilungsleiterin Bau- und Denkmalpflege) und Baureferent Tim Jahn setzten sich dafür ein, dass kein Standard verschämt hinter Büsche gesetzt wurde, erklären die Architekt*innen. Stattdessen sollte die Tradition der Kleinarchitekturen, die die Parklandschaft entlang der Ilm prägen, weitergesponnen werden. Die Vergabe erfolgte über eine Angebotsabfrage, die auch die Sanierung zweier bestehender Toiletten umfasste.
Für das Anfang 2017 gegründete Weimarer Büro von Julia Naumann und Max Wasserkampf ist es – nach einem Einfamilienhaus – erst die zweite Fertigstellung. Doch trotz des Maßstabs gingen die Architekt*innen programmatisch an die Bauaufgabe heran und orientierten sich an „historischen Vorbildern und ihren Fügungen“, wie sie schreiben. Explizit benennen sie die Knotenpunkte, die sie als Referenz an die entsprechenden Elemente historischer Wiener Bedürfnisanstalten begreifen.
Konstruktiv handelt es sich um eine Holzständerbauweise auf einem betonierten Sockel. Als aussteifende Elemente kamen innen und außen Dreischichtplatten aus Massivholz zum Einsatz. Das Dach wurde mit einer Stehfalzdeckung aus Kupfer versehen. Das Ergebnis ist eine charmante Synthese aus zeitgemäßer Konstruktion, einprägsamem Farbkontrast und historischen Ordnungen.
Bei so viel subtiler Entwurfsarbeit fällt der Asphaltweg vor dem Häuschen etwas unangenehm ins Auge. Asphalt war hier jedoch notwendig, da der Weg einen Schreinereibetrieb erschließt. Geplant ist, hier noch eine Einstreu aufzubringen. (gh)
Fotos: Max Wasserkampf
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